Histaminintoleranz erkennen & Ernährung anpassen

Histaminintoleranz

Bei einer Histaminintoleranz besteht ein Ungleichgewicht zwischen dem Histamin-Gehalt im Körper und der Fähigheit dieses abzubauen.

Unterschiedliche Lebensmittel wie Salami, Schinken, Käse, Oliven auf Brettchen angerichtet, im Hintergrund Weingläser.

Was ist Histamin und was passiert bei einer Histamin Unverträglichkeit?

Bestimmt ist der Stoff Histamin nicht jedem ein Begriff, deshalb ist erstmal zu klären: 
Was ist das überhaupt, dieses Histamin? 

Histamin gehört zu der Gruppe der biogenen Amine und entsteht aus der Aminosäure Histidin. 
Diese Biogenen Amine sind biologisch aktive Substanzen und erfüllen wichtige Aufgaben in unserem Körper, wie z.B. die Regulierung des Blutdrucks, die Anregung der Magensaftproduktion, die Steigerung der Darmbewegung oder der Ausgleich des Schlaf-Wach-Rhythmus. 
Bei einem Überschuss wird das nicht benötigte Histamin normalerweise von dem Enzym Diaminoxidase im Dünndarm abgebaut.
Histamine befinden sich also bereits im Organismus, sie werden aber auch durch die Nahrung aufgenommen, denn Histamin ist ein natürlicher Inhaltsstoff vieler Nahrungsmittel. 

Aber was bedeutet jetzt "Histaminintoleranz"?
Im Normalfall ist der Körper in der Lage größere Mengen an Histamin zu verarbeiten und abzubauen. 
Liegt eine Histaminintoleranz vor, besteht ein Ungleichgewicht zwischen dem Histamin-Gehalt im Körper und der Möglichkeit dieses wieder abzubauen. Das heißt, das zuständige Enzym kann nicht effektiv arbeiten. Durch die Nahrung kommt weiteres Histamin hinzu, welches jedoch nicht abgebaut werden kann, deshalb sammelt sich eine höhere Menge an Histamin im Körper und die Folgen davon sind die Symptome der Histaminintoleranz. 

Etwa 1% der Bevölkerung in Deutschland leidet an einer Histaminintoleranz. Das entspricht circa einer Anzahl von 820.000 Menschen. Am häufigsten sind Frauen mittleren Alters betroffen.

Histaminintoleranz Symptome - wie merke ich, ob ich unter einer Histamin Unverträglichkeit leide?

Wenn der Abbau von Histamin durch das Enzym Diaminoxidase von etwas gestört oder gehemmt wird, kommt es zur Entwicklung von Symptomen. 
Zu den typischen Symptomen zählen unter anderem Hautrötungen, Juckreiz und Quaddelbildung. Außerdem ist häufig der Magen-Darm-Trakt betroffen, in Form von Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Magenkrämpfen. Des Weiteren können Symptome Herzrasen, Schwindel, Kopfschmerzen oder auch Migräne sein. Im Zweifelsfall ist es immer ratsam beim Auftreten von Symptomen einen Arzt zu kontaktieren.

Wie kann eine mögliche Histaminintoleranz festgestellt werden?

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, um eine Histaminintoleranz festzustellen, allerdings handelt es sich hierbei nicht um einfache Labortests. 
Sinnvoll ist es bei Verdacht, vor dem Gang zum Arzt, ein Ernährungs- und Symptomtagebuch zu führen, welches anschließend vorgelegt werden kann. Wichtig ist es hierbei sich weiterhin "normal" zu ernähren, ohne bewusst auf Nahrungsmittel zu verzichten. Mittels einer Differenzialdiagnose kann der Arzt mögliche Krankheiten ausschließen oder die Ursache feststellen. Differenzialdiagnose bedeutet, dass zuerst andere Erkrankungen mit ähnlichem Krankheitsbild ausgeschlossen werden. Der nächste mögliche Schritt ist, eine begleitete Ernährungsumstellung, bei der nur Histaminfreie Lebensmittel konsumiert werden. 
Außerdem darf kein Alkohol konsumiert werden und es dürfen keine Medikamente eingenommen werden, die die Aktivität des Enzyms Diaminoxidase hemmen oder blockieren. 
Kommt es nach circa 2-4 Wochen zu einer deutlichen Verbesserung, kann von einer Histaminintoleranz ausgegangen werden. 
Der dritte Schritt ist der sogenannte Provokationstest. Bei diesem wird nach Absprache mit dem Arzt jeden Tag maximal ein histaminhaltiges Nahrungsmittel konsumiert und die folgende Reaktion dokumentiert. Oftmals ist dieser Test jedoch nicht mehr notwendig, da schon vorher die Ursache für die Beschwerden diagnostiziert werden konnte.

Welche Lebensmittel enthalten überhaupt Histamin? 

Zuerst einmal gilt die Regel, umso frischer das Lebensmittel, desto geringer ist der Histamingehalt. Durch mikrobiologische Verarbeitungsprozesse, wie Reifung, Gärung oder Fermentierung kann die Anzahl der enthaltenen Histamine stark ansteigen. Dies betrifft beispielsweise Sauerkraut, Bier, Wein, Käse (lang gereifte Sorten) und Wurst (Salami, roher Schinken) besonders. Pauschale Aussagen lassen sich allerdings nicht so einfach treffen, denn je nach Herkunft und Verarbeitung variieren die Histamin-Werte in Lebensmitteln sehr stark. 
Zusätzlich muss bedacht werden, dass es Lebensmittel gibt, die zwar kein Histamin enthalten, jedoch körpereigenes Histamin aus den Speicherzellen freisetzen können. Diese Lebensmittel werden Histaminliberatoren genannt und sollten bei einer Histaminintoleranz ebenfalls vermieden werden. Dazu zählen z.B. Alkohol, Zitrusfrüchte und Tomaten.

Worauf kann ich jetzt achten?

Folglich sollten Sie bei einer Histaminintoleranz weitestgehend auf eine Histaminarme Ernährung achten.
Folgende Punkte können bei der Umsetzung helfen:

  • auf frische und wenig verarbeitete Produkte setzen, je verderblicher und proteinreicher das Lebensmittel, umso wichtiger ist das Gebot der Frische (frischer Fisch, frisches Fleisch)
  • Gärungs-, Reifungs- oder Fermentationsprodukte (z.B. Alkoholisches, Essig, Hefe, Bakterien reifer Käse) vermeiden
  • frischen Fisch und frisches Fleisch bevorzugen 
  • Verzicht auf geräuchertes, gesalzenes o. getrocknetes 
  • frisch kochen und Speisen möglichst nicht am nächsten Tag erwärmen

Histaminintoleranz Liste

Zur Veranschaulichung haben wir eine Übersicht zu histaminreichen und histaminarmen Lebensmitteln, sowie solchen, die Histamin im Körper freisetzen können zusammengestellt. 
Wie bereits erwähnt, ist zu beachten, dass der Gehalt von Histamin in Lebensmitteln von äußeren Einflüssen abhängig ist und stark abweichen kann. Diese Liste ist somit lediglich eine Orientierungshilfe. Es empfiehlt sich die persönliche Verträglichkeit in Form von kleinen Mengen selbst zu testen.

  • Frischkäse, junger Gouda, Butterkäse, Mozzarella, Ricotta, frische Milch
  • frisches Fleisch, frischer Fisch
  • Melone, Heidelbeeren, Preiselbeeren, Mango, Kirschen, Johannisbeeren, Aprikosen, Äpfel
  • Gemüse (eigentlich alles außer unten genannt)
  • Getreide wie Dinkel, Roggen usw.

  • Eingelegtes/Konserviertes
  • Hartkäse (Parmesan)
  • Geräuchertes Fleisch/Fisch/Wurst
  • Bohnen, Hülsenfrüchte, Sauerkraut, Spinat
  • Bananen, Birnen, Orangen, Kiwi
  • Alkohol
  • Schwarzer Tee
  • Schokolade
  • Balsamico-Essig

  • Tomaten
  • Erdbeeren
  • Zitrusfrüchte
  • Ananas
  • Kakao, Schokolade

kurz & knapp

Lebensmittelunverträglichkeit > Stoffwechselstörung

Symptome > Hautrötungen, Juckreiz und Quaddelbildung sowie Übelkeit bis hin zu Erbrechen, Durchfall, Magenkrämpfe, Herzrasen, Schwindel, Kopfschmerzen oder auch Migräne

Vorkommen > ca. 1 % der deutschen Bevölkerung

 

Was tun bei einem Verdacht?

  • beobachten Sie Ihren Körper
  • gehen Sie zum Arzt und lassen Sie eine genaue Diagnose erstellen
  • suchen Sie sich Hilfe bei einem Ernährungsberater, wenn Sie unsicher sind
  • Allergiker sollten generell auf den identifizierten Stoff verzichten. Bei einer Intoleranz können in bestimmten Fällen geringe Mengen möglich sein. Halten Sie jedoch unbedingt zunächst Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ernährungsberater!