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Die magische 10

Kind mit bunten Fingern
„Zehn – das sind beide Hände voll.“ | Foto: Shutterstock

Diese Zahl zehn ist einfach überall, und sie ordnet unser Leben. Grund dafür ist ein Zufall.

Kindheitserinnerungen an die Zahl zehn

„Zehn – wie viel ist das?“ Meine Urgroßmutter tat, als müsste sie überlegen. „Zehn, das sind beide Hände voll“, sagte sie, machte dabei große Augen und streckte mir all ihre Finger entgegen. „Sooo viel?“, fragte ich und machte ebenfalls große Augen. „Ja, sooo viel“, sagte die Urgroßmutter und nickte.

Die Zehn als Glaubenssache

Diese Geschichte gehört zu meinen ganz frühen Kindheitserinnerungen. Die Zehn, so viel wurde mir bald klar, war ein Symbol für die Aufgeräumtheit der Welt. Eine runde Zahl. In ihr war alles komplett und beieinander. Eine volle Schachtel Eier, die man in den Einkaufswagen legte. Kinderschokolade natürlich (wir sprechen von den 1970er-Jahren): Zehn Riegel ruhten damals in einer Packung. Wir waren drei Geschwister – und wachten eifersüchtig darüber, wer von uns das eine Stück bekommen würde, das am Ende übrig blieb.

Die Zahl zehn: einzigartig, magisch, makellos

Die Zehn ist eine einzigartige Zahl. Magisch und makel­los. Sie ordnet unser Leben. Sie gibt Halt und Orientierung, im Kleinen wie im Großen. Sie hilft beim ersten Rechnen, und sie kommt mit biblischer Wucht daher.

Die ganze Liebesgeschichte zwischen der Zehn und der Menschheit beginnt mit einem Zufall. Vor 375 Millionen Jahren wollte der Tiktaalik, eine Art Fisch, nicht mehr nur im Wasser leben. Er kroch gelegentlich an Land, wo er vor räuberischen Wassertieren sicher war. Die Evolution nahm den Bauplan seiner Flossen und formte daraus Flügel, Füße, Pfoten – und irgendwann die menschliche Hand. Zehn Finger. Zweimal fünf. Ein Meisterwerk der Natur!

Die Zehn in der Sprachforschung

Sprachforscher bestätigen, was meine Urgroßmutter mir beigebracht hat: Das althochdeutsche Wort „zehan“ bedeutet letztlich nichts anderes als „zwei Hände“. Die wa­ren den Menschen seit Urzeiten heilig: Alte Höhlenzeichnungen sind übersät mit farbigen Handabdrücken.

Auch die Bibel steht im Zeichen der Zehn: Gebote, Plagen, Steuersätze – alles kommt im Zehnerpack. Noch das Mittelalter sah in der Zehn das Symbol für Vollkommenheit, eine Hochzeit aus Himmel und Erde, aus Ewigem und Vergänglichem. Bei so viel Tradition ist es kein Wunder, dass ein tolles Lied in den „Top Ten“ landet. Und selbst in der Fußball-Elf trägt der beste Spieler traditionell eine „10“ auf dem Rücken.

Jugendlicher im 10er-Fußballdress

Die Zehn in der Zeitrechnung

Nur einmal erlitt die Zehn spektakulär Schiffbruch. 1792 führten die französischen Revolutionäre mit jakobinischem Eifer eine neue Zeitrechnung ein: Eine Woche bestand jetzt aus zehn Tagen mit zehn Stunden zu 100 Minuten zu 100 Sekunden. Doch die Macht der Gewohnheit und der Unmut über die Ausdehnung der Arbeitszeit und die Reduzierung der Ruhetage ließen das Experiment kläglich scheitern. Napoleon schaffte den Zehntagekalender 1805 zur Freude der Franzosen wieder ab. Was davon blieb, sind „Revolu­tionsuhren“ mit Zehn-Stunden-Ziffernblatt, die bei Auktio­nen hohe Preise erzielen.

Zehn, das sind beide Hände voll

Weil zehn im Lateinischen „decem“ heißt, sprechen wir bis heute vom „Dezimalsystem“. Es ordnet nicht nur Hitlisten – sondern so gut wie alles, was uns umgibt. Entfernungen und Wurfweiten, Körpergrößen und das Gewicht von Schnittkäse, die Zahl auf der Ge­burtstagstorte, die Höchstgeschwindigkeit in Spielstraßen, den Rabatt für Sonderan­gebote im Supermarkt. Fast könnte man meinen, dass die Regentschaft der Zehn etwas mit unserem Gehirn zu tun hat.

Moses mit den Zehn-Gebote-Tafeln

Unsere Hände als Zählmaschine

Vielleicht kommt sie unserem Denken besonders entgegen? Schön wär’s! Die Wahrheit lautet nämlich: Nein. Tut sie nicht. Denn das Gehirn fühlt sich von der Zehn mitunter überfordert. Das weiß jeder, der schon mal versucht hat, sich schnell eine zehnstellige Telefonnummer zu merken. Es ist einfach zu viel für unser Arbeitsgedächtnis.

Psychologen wissen das schon lange: Im Handkoffer der schnellen Erinnerung ist ohne spezielles Training nach sieben Gepäckstücken in der Regel Schluss. Es läuft, wie meine Urgroßmutter gesagt hat: Die Zehn ist nur deshalb überall, weil wir mit Händen und Fingern permanent eine Zählmaschine mit uns herumtragen.

Manche Völker haben die Sache sogar noch weiter ge­trieben: Bei den alten Maya mit ihrem Kalender etwa wurde nicht die Zehn zum Maß aller Dinge – sondern die Zwanzig. Vermutlich, weil sie nicht nur die Finger benutzten, sondern auch noch die Zehen an ihren Füßen. Man kann froh sein, dass diese Leute weder das Boxen noch den Countdown an Silvester erfunden haben. Bis zum Knockout und zum Beginn des neuen Jahres müssten wir ansonsten jeweils doppelt so lange zählen. Und jetzt mal ehrlich: Dazu brächten uns heute doch keine zehn Pferde!

Bunte Feuerwerke am Himmel

Die Zehn hingegen erinnert uns an den Wert von Teamwork – und daran, dass erst wahre Freundschaft das Leben wertvoll macht. Denn die Eins und die Null sind für sich genommen ja nur: die einsamste Zahl der Welt – und ein rundes Garnichts. Doch im Paket wird aus ihnen das perfekte Paar. Ein Strich in der Landschaft mit einem Ei daneben. Dick und Doof. Beste Freunde, unzertrennlich. Eben: eine magische Zehn.

Was genau ist eigentlich ein Kilogramm?

10 Gramm Trüffel, 100 Gramm Gouda, ein Kilo Kirschen? Beim Einkauf nehmen wir es da durchaus genau. Doch bis vor gar nicht so langer Zeit war die Festlegung von Gewichtsmaßen Sache der vielen Landesfürsten – und die Umsetzung die der Markthändler, die auch gern mal schummelten.
Was ein Kilo ausmacht, wurde in Europa erst im Jahr 1889 definiert, mit dem „Urkilo“, einem Prototyp aus Platin in einem gut bewachten Safe bei Paris. Weil diese Metallkugel aber im Laufe der Zeit Atome verlor und leichter wurde, haben 2018 sechzig Staaten auf einer Konferenz in Versailles beschlossen, das Kilo neu zu bestimmen. Am 20. Mai 2019 ist die neue Definition in Kraft getreten. Sie beruht allein auf einer Naturkonstante – dem sogenannten Planck’schen Wirkungsquantum. Für unseren Einkauf hat das zum Glück keine Bedeutung, da darf uns die achte Stelle hinter dem Komma auch künftig getrost egal sein …

Vintage-Waage steht am Tisch

Die 10 Lieblingsgemüse der Deutschen, in Kilo pro Kopf

  1. Tomaten (27,2)
  2. Möhren (9,5)
  3. Zwiebeln (8,0)
  4. Gurken (6,6)
  5. Salat (5,6)
  6. Weiß- und Rotkohl (3,6)
  7. Wirsing, Kohlrabi, Chinakohl (2,2)
  8. Bohnen (1,9)
  9. Blumenkohl, Grünkohl, Brokkoli (1,9)
  10. Champignons (1,9) (Quelle: bmel-statistik.de)

Die 10 Lieblingsfrüchte der Deutschen, in Kilo pro Kopf

  1. Äpfel (25,5)
  2. Bananen (11,4)
  3. Tafeltrauben (4,8)
  4. Erdbeeren (3,6)
  5. Pfirsiche (3,4)
  6. Heidel-, Holunderbeeren, Sanddorn (3,1)
  7. Süß- und Sauerkirschen (2,7)
  8. Birnen (2,6)
  9. Johannis-, Stachel-, Brom- und Himbeeren (1,8)
  10. Pflaumen, Zwetschen, Mirabellen, Renekloden (1,1) (Quelle: bmel-statistik.de)

Der erste Countdown der Geschichte

Dass man vor dem Start einer Rakete laut im Sekundentakt von zehn bis null zählt, ist angeblich eine Erfindung aus Deutschland. 1928/29 inszenierte der Regisseur Fritz Lang in seinem Film „Frau im Mond“ den Flug einer Rakete.
Für Fritz Lang war der Countdown ein Trick, um die Spannung der Zuschauer vor dem Start zu erhöhen. Es handelt sich also um einen reinen Showeffekt.

Welcher Song basiert auf der 10?

Es gibt tatsächlich einen Welthit, der seinen Sound der Zahl Zehn verdankt: Lou Reeds „Walk on the Wild Side“. Dort spielen ein Kontrabass und ein Elektrischer Bass gleichzeitig dieselbe Melodie – allerdings in einem Abstand von zehn Tonstufen zueinander. Dieser unverwechselbare Klang machte den Song zu einem der eingängigsten Lieder aller Zeiten.

Die Zehn als Glaubenssache

Nicht nur im Christentum spielt die Zehn eine zentrale Rolle. Im Buddhismus bestehen die Meditationsthemen aus zehn Betrachtungen, buddhistische Mönche leben nach den zehn Sittenregeln. Für Hindus symbolisiert die Zehn den Kosmos, die Gottheit Vishnu hat zehn Inkarnationen.

Von Jochen Metzger

von Online-Redaktion