tegut… Ihr Supermarkt für gute Lebensmittel

Lasst es euch schmecken!

Essbare Stadt
Foto: Shutterstock

Wo sonst Hecken wuchern oder Geranien blühen, sprießt und gedeiht Obst und Gemüse: Die Zahl der „essbaren Städte“ in Deutschland wächst.

Pflücken erlaubt! Während andernorts Betretenverboten-Schilder und harsche Strafen drohen, freut man sich in Andernach über Menschen, die sich ungeniert in den Stadtgärten bedienen. Das rheinlandpfälzische Städtchen wirbt sogar damit – und eröffnet damit eine ganze neue Welt: eine, in der das Gemeinwohl an erster Stelle steht und nicht der Profit einzelner Unternehmen. „Uns geht es um eine grüne, lebenswerte Stadt, die den Menschen dient und Begegnungsräume schafft“, sagt Andernachs Stadtpressesprecher Christoph Maurer.

Uns geht es um eine grüne, lebenswerte Stadt, die den Menschen dient und Begegnungsräume schafft. Christoph Maurer

Äpfel, Kohlrabi und Feigen – das gibt es in städtischen Gärten von Andernach

Wo also ehemals schnöde Grünstreifen, Bäumchen oder Hecken wuchsen, gedeihen nun Äpfel, Kohlrabi oder gar Feigen. Seit Neuestem gibt es sogar einen Hühnerstall und eine Weide für Schafe. Die Tiere sind natürlich nicht zum Essen da, vielmehr zur Pflege und zum Düngen der Grünflächen. Was all die leckeren Sachen betrifft: Die wachsen natürlich nicht zufällig in den Parkanlagen rund ums Schloss, auf Spielplätzen oder in den Schulbeeten – sie werden eigens für diesen Zweck von den städtischen Gärtnern angepflanzt. Damit kommt die Kommune oft sogar günstiger weg als mit den gewohnten Beeten für Saisonblumen, die mehrmals pro Jahr aufwendig ausgetauscht werden müssen.

Gepflegter Garten in Andernach

Permakultur: Die Natur erhält sich selbst

Die Gärtner orientieren sich dabei an den Grundsätzen der Permakultur. Diese „dauerhafte Landwirtschaft“ ist so angelegt, dass sich die Natur selbst erhält. Es geht um geschlossene Kreisläufe, die gleichsam Mensch und Natur dienen. Dennoch sind die Erträge bei der Permakultur in der Regel höher – auf engerem Raum wachsen mehr Pflanzen, die sich gegenseitig unterstützen.
Für die Gärtner der Stadt bleibt die Arbeit die gleiche: „Ob die nun Rosen oder Bohnen schneiden, ist ja egal“, sagt Maurer. Angefangen hat Andernach im Jahr 2010 mit 101 verschiedenen Tomatensorten. Von Anfang an galt es, Flächen zu entsiegeln und den Menschen der Stadt neue Räume für Begegnungen zu schenken. Ziel war es, den Bürger zu sensibilisieren und aufzuklären, statt ihn zu bekehren: „Das hat symbolischen Charakter“, sagt Mauer.

Über 100 „essbare Städte“ bundesweit

Mit diesem Symbol ist Andernach längst nicht allein: Bundesweit gibt es weit über 100 „essbare Städte“, und es werden immer mehr. Die Beweggründe sind vielfältig, wie Norbert Nähr, der mit seiner Kommunikationsagentur „SuperUrban“ Gemeinwohlthemen promotet, weiß: „Den einen geht es darum, in unserem digital geprägten Alltag natürliche Kreisläufe stärker ins Bewusstsein zu rücken, die anderen sind überzeugt, dass urbane Landwirtschaft ein ökologisches und wirtschaftliches Zukunftsmodell ist, weil sie nah am Endverbraucher stattfindet und kurze Transportwege garantiert.“

„Es ist die Sehnsucht, sich wieder mit dem Lebendigen zu verbinden und stärker in Gemeinschaft zu leben.“ Norbert Nähr von SuperUrban

Der Ursprung der „essbaren Stadt“

Die Grundidee zur „essbaren Stadt“ stammt vermutlich aus dem britischen Todmorden. Dort begann man bereits 2008, Grünanlagen in Beete zu verwandeln. Heute ist Todmorden viel mehr als das: Das Projekt Incredible Edible (unglaublich essbar) hat gezeigt, dass es sogar möglich ist, eine ganze Stadt durch den Eigenanbau von Lebensmitteln komplett selbst zu versorgen.

In Deutschland gilt der Kassler Karsten Winnemuth als geistiger Vater der „essbaren Stadt“. In Kassel sind es im Gegensatz zu Andernach aber nicht die städtischen Gärtner, die sich um die Gemüseflächen kümmern, sondern die im Verein organisierten Mitglieder, also die Bürger. Für Norbert Nähr liegen die Vorteile des Stadtgärtnerns auf der Hand: „Es ist Ausdruck der Sehnsucht vieler Menschen, sich wieder mit dem Lebendigen zu verbinden und stärker in Gemeinschaft zu leben. Es ist ein Stück Selbstermächtigung in einer Zeit, in der unser Leben immer mehr von anonymen Systemen und nicht von Menschen gesteuert wird.“

Person bei der Gartenarbeit

Die tegut… Saisongärten

tegut … bietet Hobbygärtnern in Hessen, Bayern und Thüringen sogenannte Saisongärten an. Die Parzellen sind zwischen 40 und 80 m² groß. Sie werden von Profis vorbereitet und mit etwa 20 verschiedenen Gemüsesorten, Kräutern und essbaren Blumen in Mischkultur angebaut. Wasser und Werkzeug stehen zur Verfügung. Genauso Tipps rund um die Gartenarbeit. Von Mai bis Oktober ist Erntezeit. „Wenn man geschickt anpflanzt und die Ernte verarbeitet, kann man damit sogar über den Winter kommen“, sagt Stefanie Krecek, die für die Saisongärten verantwortlich ist. tegut.com/saisongarten

Von Daniel Hautmann

von Online-Redaktion