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Mann mit weißem Hund
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Ein paar Nachhaltigkeitsfragen, die derzeit immer wieder auftauchen – und wie Expertinnen und Experten sie beantworten.

Lösen Schutzhüllen aus Bioabf ällen das Verpackungsproblem bei Obst und Gemüse?

Schon länger gibt es aus den Niederlanden biologisch abbaubare Schutzschichten aus Kunststoff zum Aufsprühen auf Mangos, Papayas oder auch Blumen. Neu sind Überzüge für Obst und Gemüse aus pflanzlichen Quellen. Dafür werden Fettsäuren aus pflanzlichen Resten der Lebensmittelindustrie isoliert. Der Schutzfilm wird aufgesprüht.

Das Institut Empa in der Schweiz experimentiert jetzt ebenfalls erfolgreich mit biologischem Ausgangsmaterial. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickelten einen hauchdünnen Schutzfilm aus sogenanntem Trester, der beim Entsaften von Obst und Gemüse entsteht und viel Zellulose enthält. Sie sprühen eine daraus erzeugte Lösung auf, die die biologisch abbaubare Schutzschicht bildet.

Diese neuartige Zellulosehülle machte in Tests zum Beispiel Bananen eine Woche länger haltbar. Das Tolle: Man kann sie einfach abwaschen oder sogar mitessen. Bis das Verfahren marktreif ist, bedarf es aber noch weiterer Forschung: Funktioniert das Prinzip bei allen Früchten und Gemüsen? Lässt sich die Haltbarkeit noch verlängern oder anpassen? Wie erfolgt die industrielle Umsetzung?

Treibt Soda demnächst Autos an?

Auch Elektroautos werden weiter verbessert. Die E-Flitzer stehen wegen der benötigten Batterien in der Kritik: Die Gewinnung der Rohstoffe dafür und die Produktion verursachen ökologische sowie soziale Probleme. Auch wenn das Lithium, das wir aktuell für Batteriefahrzeuge nutzen, demnächst umweltschonend in Deutschland gewonnen wird, geht es in Zukunft wohl noch besser: Dann sollen neuartige Batterien aus biologisch abbaubarem Natriumcarbonat, im Haushalt bekannt als Soda, Autos antreiben.

Die neuartigen Speicher sind nicht nur nachhaltiger als die gängigen Lithium- Ionen-Batterien, weil der Rohstoff Natrium fast überall erhältlich ist, sondern auch kostengünstiger. Woran noch getüftelt werden muss: Bei der Reichweite fehlen noch rund 20 Prozent im Vergleich zur Lithiumbatterie.

Ist mein Hund so schädlich fürs Klima wie ein Europaflug?

Kaum zu glauben, aber: ja. Ein mittelgroßer 15-kg-Hund kommt auf einen CO2-Ausstoß von 630 Kilogramm pro Jahr – was ziemlich exakt einem Hin und Rückflug von Berlin nach Mallorca entspricht. Matthias Finkbeiner, Leiter des Instituts für technischen Umweltschutz der TU Berlin und Spezialist für Ökobilanzen, hat’s berechnet.

Hauptgrund ist die fleischlastige Ernährung. Wer den ökologischen Pfotenabdruck reduzieren möchte, kann Bello öfter mal mit Nudeln, Gemüse oder Veggie-Mischungen (z. B. aus Süßlupinen, Algen und Äpfeln) füttern. Zum Vergleich: Die kleineren Katzen bringen es auf einen CO2-Ausstoß von 400 Kilogramm pro Jahr – lassen sich aber tiergerecht nicht fleischlos ernähren.

Welche vegane Milch-Alternative hat die bessere Ökobilanz?

Laut einer Studie der Albert- Schweitzer-Stiftung werden für die Herstellung der Rohstoffe von Pflanzendrinks rund 60 Prozent weniger Land benötigt, außerdem entstehen 75 Prozent weniger Treibhausgase als bei der Erzeugung von Kuhmilch. Als ökologisch am sinnvollsten gelten Drinks aus Hafer.

Mädchen mit Tasse

Guido Reinhardt, Chemiker und Biologe vom IFEU-Institut in Heidelberg, hat es genau ausgerechnet: Bei der Produktion von einem Liter Kuhmilch fallen 1,3 kg CO2 an. Bei Haferdrinks sind es nur 0,29 kg CO2. Auf Platz 2: Sojadrinks, wenn die Bohnen aus Deutschland stammen. Ersatzprodukte aus Reis und Mandeln haben einen Haken: Ihr Anbau verbraucht viel Wasser.

Wie nachhaltig ist das Leben im Tiny House?

Die Häuschen mit rund 25 Quadratmetern gelten derzeit vor allem jungen Menschen als Möglichkeit, nicht nur kostengünstig, sondern auch energiesparend zu wohnen. Tiny Houses brauchen wegen ihrer geringen Größe wenig Strom für Heizung oder Warmwasser. Idealerweise haben sie Solarzellen auf dem Dach.

Tiny Haus im Grünen

Die Umweltfreundlichkeit beginnt schon beim Bau: Die konventionelle Bau- und Gebäudewirtschaft ist im Vergleich ein echter Öko-Schmutzfink und sorgte laut einer Studie der UN im Jahr 2019 für 38 Prozent aller CO2-Emissionen weltweit.

Ist Pflanzenkohle die Rettung fürs Klima?

Immerhin 8 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland stammten 2021 aus der Landwirtschaft, besagen Daten des Umweltbundesamtes. Die Hauptverursacher waren das Methan aus der Tierhaltung – und das Lachgas, das durch das Einbringen des mineralischen Stickstoffdüngers auf den Feldern entsteht.

An einer natürlichen Alternative zum chemischen Dünger forscht derzeit das Schweizer Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL: Pflanzenkohle. Hergestellt wie Grillkohle, speichert sie Wasser und Nährstoffe für lange Zeit und fördert das Wachstum bei Nutzpflanzen genauso gut wie Dünger aus dem Chemiebaukasten.

Wird Wasserstoff der Treibstoff der Zukunft?

„In den nächsten zwanzig Jahren wird Wasserstoff zur Grundlage des gesamten Weltenergiesystems werden“, sagt Robert Schlögl, Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft. Wasserstoff könne nicht nur den Verkehr, sondern selbst Energiefresser wie die Chemieoder Stahlindustrie nachhaltig am Laufen halten. Grün ist Wasserstoff aber nur, wenn man ihn mithilfe von erneuerbaren Energien gewinnt. Doch das ist bislang extrem energieaufwendig. Einen Durchbruch feierte 2021 Markus Antonietti, ein Kollege Schlögls vom Potsdamer Max-Planck-Institut für Kolloidund Grenzflächenforschung.

Antonietti gewinnt sauberen Wasserstoff durch künstliche Fotosynthese allein aus Sonnenlicht, Wasser und Kohlendioxid – also genauso, wie Pflanzenblätter es vormachen. „Die Bindung des Umweltgifts Kohlendioxid“, sagt Antonietti, „ist in unserem Verfahren sogar höher als bei Bäumen.“

Fliegen wir bald CO2-neutral in den Urlaub?

„Bald“ ist ein dehnbarer Begriff. Die Fakten: Der Anteil des Flugverkehrs an den weltweiten CO2-Emissionen liegt bei 1,5 Prozent, zur Erderwärmung trägt er aber aufgrund weiterer Effekte zu 3,5 Prozent bei. Das besagt eine Studie, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt 2020 veröffentlicht hat – Tendenz in den kommenden Jahren enorm steigend.

Hand mit Papierflieger

Schon 2023 will die Airline Swiss ihre Maschinen darum teilweise mit sogenanntem Solarkerosin betanken, Anlagen dafür gibt es schon. Hergestellt wird das Solarkerosin mithilfe von Sonnenenergie, auch Windstrom wird schon für die Herstellung von CO2-neutralem Kerosin genutzt. „Das Ziel, irgendwann CO2-frei zu fliegen, ist damit gar nicht so unrealistisch“, sagt Professor Rolf Henke, Mitglied des Vorstandes beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Prognosen mag allerdings niemand abgeben. Von Christian Sobiella

von Online-Redaktion