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Picknick im Maisfeld

Die Claßens mit Hütehund Maja
Wie der Vater, so der Sohn: Die Claßens mit Hütehund Maja. | Foto: Achim Multhaupt

Offene Stallungen und riesige Felder – so sieht das Paradies für Gänse aus. Denn bei dem Zuchtbetrieb Claßen in Niedersachsen können sie frei umherlaufen. Tag und Nacht.

Gänsehof Claßen in Bakum

Die Spätsommersonne macht aus dem Gänsehof Claßen ein Bilderbuchidyll: Michael Claßen und Sohn Johann-Michel ­servieren unter Apfelbäumen Kaffee, Saft aus den eigenen Äpfeln und Graubrot mit Gänsekochwurst. „Die Wurst muss schön dick drauf – das Fleisch haben wir ja selbst, das Brot müssen wir kaufen“, sagt der Senior und grinst. Lauer Wind lässt die Maisfelder rauschen, bunte Gänse marschieren durchs Gras und Hütehund Maja liegt zufrieden daneben. Es könnte auch das Jahr 1850 sein, hier im niedersächsischen Bakum bei Vechta. Dazu erzählt der Vater die Geschichte, wie es anfing mit dem Traum von der Landwirtschaft vor mehr als 25 Jahren, als er Gänse nur zu seinem Vergnügen hielt.Gänse laufen durchs MaisfeldIndustriekaufmann war er damals, verkaufte Wärmepumpen, doch in den 80er-Jahren samt Ölkrise lief das Geschäft nicht gut, und er schlug seinem Chef vor: „Ich nehme diese neue Erziehungszeit, danach schauen wir weiter.“ Der Chef willigte ein. Doch schon bald stellte Claßen senior fest: „Ein Kerl in der Küche taugt nichts“, also baute er, mit Kind auf dem Arm, sein Hobby zum Zuchtbetrieb um. Aus den 80 Gänsen wurden schnell mehr. Wenn der Wind günstig steht, hört man sie jetzt gut 500 Meter weiter schnattern.

Heute sind es 10.000 Tiere, die in zwei großen offenen Ställen und in den angrenzenden 20 Hektar Maisfeldern den Sommer über freilaufend heranwachsen – bis zur Schlachtung zwischen September und November. Nur 500 Elterntiere bleiben zur Zucht.
Hier gehts zu den GänsenUnser Weg zu den Gänsen beginnt heute dort, wo für die Tiere das Leben im Herbst endet – am Schlachthaus auf dem Hof. Dann vorbei an einem Bach ins Maisfeld. Das Geschnatter wird lauter, weiße Schatten huschen durch die hochgewachsene Kultur. Johann-Michel Claßen ruft „wulli-wulli“, bricht Mais um und die Gänse kommen näher, um zu knabbern.

Unkonventionelle Gänsezucht

Die Idee mit dem Mais hatte Claßen senior vor vielen Jahren, und die meisten Bauern, auch sein eigener Vater, haben ihn für „bekloppt erklärt“, erzählt er. „Gänse ­draußen halten? Die werden von Füchsen geholt oder von Raubvögeln.“ Aber er ver­suchte­ es: pflanzte Mais, darunter Gras und ließ die Gänse ins Feld – und damit nach draußen, ins Gänseparadies.

Im Frühsommer, wenn der Mais noch zu niedrig ist, fressen die jungen Gänse das Gras. Der wachsende Mais schützt sie vor Habicht und Bussard, dazu halten Elektrozäune den Fuchs fern. Die Tiere wachsen und fressen im Herbst den hohen Mais bis zum Stoppel herunter. „Die perfekte Kombination aus Versteck und Nahrung“, erklärt Michael Claßen und zählt weitere Vorteile auf: Man spart den Mähdrescher, da die Gänse den Futtermais ja selbst ernten. Die Tiere sind dadurch beschäftigt und: Es braucht dank Gänsekot kaum Dünger. Auch der Senior ruft die Gänse mit „wulli-wulli“ – und die sonst scheuen Tiere fressen Maisblätter aus seiner Hand.

Bauernweisheit „wulli wulli“

Wieso „wulli-wulli“? Claßen senior grinst: „Schlüpft die Gans im Juni-Julli, ruft der Bauer wulli-wulli!“ Eine Bauernweisheit also? Er überlegt: „Nein, meine Weisheit ist eher die: Halte die Tiere aus Spaß an der Freude! Das rate ich jedem Landwirt. Dann wird auch das Ergebnis gut.“

Man schmeckt es ­einfach, wenn es den ­Tieren gut geht.

Johann-Michel Claßen ist mit dieser Einstellung aufgewachsen. Auch ihm merkt man die Freude an den Gänsen und der Arbeit an. Wer ihn aber durch den Mais zu seinen Gänsen kriechen sieht und auf die Idee kommt, hier sei „alles bio“, irrt. „In manchen Dingen gehen wir zwar weit über die Forderungen des Bio-Siegels hinaus – unsere Gänse haben beispielsweise mehr Platz und werden stressfrei vor Ort geschlachtet –, aber wir wollen frei sein von Vorgaben, es so machen, wie wir es für die Tiere für richtig halten.“
Gänse im freien Feld

Start-up GOOSIES

Zurück am Hof, in der eigenen Schlachterei steht Raimund Winter und wurstet Gänsebratwürste. Er ist der Geschäftspartner von Claßen junior in ihrem Start-up GOOSIES.

Der Name ist eine Anspielung auf die Region: entstanden aus dem plattdeutschen Wort „Goos“ – Gans. Gegründet haben es die zwei 2012. Ihr erstes Produkt, die Gänsebratwurst, hat Johann-Michel im Studium der Ernährungswissenschaften entwickelt. Es war seine Bachelor-Arbeit: schonend vorgegart, damit beim Grillen nicht versehentlich halbgares Geflügel auf dem Teller landet.

Raimund Winter, gelernter Fleischer, und Claßen junior kennen sich seit der Jugend. „Raimund war in der Lehre und kam zur Schlachtzeit abends dazu und hat geholfen.“ Raimund lacht: „Stimmt! Und zehn Jahre später kam er mit der Idee einer Wurstwaren-Manufaktur. Ich hab sofort Ja gesagt.“ Seit 2012 kommen nun neben den bratfertigen Stoppelgänsen, Martins- und Weihnachtsgänsen auch die GOOSIES-Produkte direkt vom Erzeuger Claßen.

Der Sommertag neigt sich dem Ende, die Gänse sind versorgt, der Senior sitzt im Schatten, zieht den Hut ins Gesicht und sagt: „Wir Bauern ­haben ein schönes Leben, oder? Und jetzt wird gegrillt, sonst weiß man nicht, worüber man spricht.“ Wenig später duftet es im Garten: Besagte Gänsebratwürste füllen die ­Teller. Und dann: Stille. Andächtiger Genuss. Die Bauern lächeln. Der Fleischer auch. Der Senior findet als Erster die Worte: „Man schmeckt es einfach, wenn es den Tieren gut geht.“
Gänse laufen durch den Garten

Gänse vom Hof Claßen & Wurstwarenmanufaktur GOOSIES bei tegut…

Tiefgekühlt und brat­fertig liegen im November und Dezember die Gänse in den Truhen. Außerdem im tegut… ­Sortiment: Gänseleber­wurst, Gänsezwiebelwurst und Frühstücksfleisch vom Hähnchen aus der zum Hof Claßen gehörenden Wurstwarenmanufaktur GOOSIES – alles ohne Geschmacksverstärker und künst­liche Aromen.

Hier finden Sie alle tegut… Lieferanten.

Von Oda Albers

von Online-Redaktion