Hanfsamen zubereiten und vielseitig genießen

Hanf: proteinreich und lecker

Kaum eine Pflanze ist so vielfältig nutzbar wie Hanf: von Kleidung über Öle, Nauturheilmittel bis hin zu aromatischen Lebensmitteln und Baustoffen hat die Pflanze einiges zu bieten.

Maedchen verarbeitet Hanf Produkte

1. Hanf – uralte Nutzpflanze

Wer neben einem Hanffeld steht, kommt zwangsläufig ins Staunen. Während sich beim  Getreide alles weitgehend auf Kniehöhe, beim Mais auf Augenhöhe abspielt, sprengt Hanf mühelos die 3-Meter-Grenze. Darüber hinaus sind die imposanten Pflanzen leicht an ihren gefingerten Blättern mit gezahnten Blatträndern zu erkennen. Wer besorgt ist, dass die Pflanzen berauschende Cannabinoide wie das THC (Tetrahydrocannabinol ) enthalten könnten, sei beruhigt: Der Anbau von Nutz-, bzw. Speisehanf ist genehmigungspflichtig und EU-weit sind nur wenige zertifizierte Sorten zugelassen. Sie sind entweder THC-frei oder enthalten so geringe Mengen, dass keine pharmakologischen Wirkungen zu befürchten sind. Rohstoffe (ganze Samen) und alle Hanf-Produkte werden regelmäßig auf ihren THC-Gehalt sowie  Verunreinigungen und mögliche Pestizidrückstände überprüft.

2. Hanfprodukte – ganz schön spannend

Knabberhanf, Hanf-Pesto, -Pasta und -Tee … und das alles in Bio-Qualität – klingt interessant! Wie schmecken sie, was lässt sich damit machen? Hier ein schneller Blick ins tegut… Sortiment:

Bio-Hanföl

Mildes Speiseöl mit kräftig-nussigem Geschmack. Pflanzenfarbstoffe wie Chlorophyll und Carotinoide sorgen für die schöne grün-gelbe Färbung. Hanföl besitzt einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Die Hanfsamen werden zur Ölgewinnung kalt gepresst. Das schützt die wertvollen Inhaltsstoffe. Das Öl hält sich kühl und dunkel aufbewahrt am besten und sollte angebrochen rasch verbraucht werden. Hohe Temperaturen beim Braten, Backen verträgt Hanföl nicht. Dafür eignet es sich großartig für die Zubereitung von Salat-Dressings und Pestos (siehe Rezept unten).

Bio-Hanfmehl

Wird nach der Hanfölpressung aus dem Presskuchen fein gemahlen und schmeckt kräftig nussartig. Das dunkle Mehl ist reich an pflanzlichem Eiweiß und Ballaststoffen. Es eignet sich zum Verfeinern und Binden von Saucen, für Müslis und Desserts oder als Proteinzusatz in Smoothies und Shakes. In Backrezepten kann das glutenfreie* Hanfmehl ca. 10 Prozent der im Rezept angegebenen Mehlsorten ersetzen. Dem Teig am besten etwas mehr Flüssigkeit zugeben, weil das Mehl reichlich Wasser bindet. Der schöne Nebeneffekt: Kuchen, Brote und Brötchen bleiben lange frisch und saftig.

*Spuren von Gluten können durch den Verarbeitungsprozess enthalten sein.

Bio-Proteinpulver

Das vegane, ballaststoffreiche Proteinpulver enthält 50 Prozent hochwertiges pflanzliches Eiweiß und ist eine gute Quelle für Omega-3-Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Eignet sich zum Einrühren in Säfte, Smoothies, Soja-, Hafer-, Mandel oder Reismilch. Erhältlich in den Sorten natur oder aromatisiert mit fair gehandelter Vanille oder Schokolade.

Bio-Hanfsamen, geschält

Sorgt für Abwechselung beim Backen, vor allem, wenn man geschmackvolle, kernige Brote, Brötchen, Kuchen und Kekse „mit Biss“ mag! Die kleinen Proteingiganten liefern hochwertige Fettsäuren, können entweder direkt in den Teig gegeben oder „obendrauf“ mitgebacken werden. Genial auch für leckere Pestos (siehe Rezept unten) oder für Porridges, Müslis, Joghurts, Suppen, Salate.

Bio-Hanfpasta

Hartweizengrieß, Hanfmehl – aus nur zwei Zutaten bestehen die kraftvollen Hanfnudel-Spirelli und Hanf-Spaghetti. Zuhause kommt die Bio-Pasta ohne Zeitdruck in wenigen Minuten auf den Tisch – vorausgesetzt Sauce oder Pesto sind auch schon fertig.

Bio-Hanfpestos

Rot oder Grün? Wie Sie mögen! Basis beider Pasten sind geschälte, gekeimte Hanfsamen und Sonnenblumenkerne, mit getrockneten Tomaten oder Basilikum, verfeinert mit Knoblauch und mediterranen Gewürzen.

Bio-Hanfmus

Cremiger Aufstrich aus geschälten Hanfsamen mit hohem Proteingehalt und gesunden Fettsäuren – als Brotaufstrich, für Smoothies oder zum Kochen und Backen.

Bio-Knabberhanf

Vollwertiger Knusperspaß für alle, die Lust auf Schoko oder Chips haben, sich aber lieber etwas Leichteres gönnen wollen: Die kleinen Knabberkugeln aus gerösteten Hanfsamen gibt es süß, pikant, hot & spicy oder mit Bio-Schokolade überzogen.

Bio-Hanfschnitten

Gesunde Kraftspender für Zwischendurch. In den 40-Gramm-Schnitten steckt eine leckere Mischung aus getrockneten Früchten, Nüssen und geschälten Hanfsamen. Ohne Zusatz von Zucker.

Bio-Dinkel-Hanfkekse

Perfekt zu Tee oder Kaffee passt das knusprige Gebäck ohne Zuckerzusatz, mit geschälten Hanfsamen und Hanfmehl und dem typisch nussigen Hanf-Geschmack. Verfeinert mit Gewürzen nach  Hildegard von Bingen. 2019 wurde das Produkt mit dem silbernen DLG-Preis ausgezeichnet. Leckere Variante ist das Hanf-Gebäck Schoko, in das kleine Schokotröpfchen eingebacken sind.

Bio-Hanftees

So ein großer Becher mit dampfendem Tee in der Hand hebt die Laune! Vor allem, wenn in den duftenden Tee-Mischungen ausschließlich Natur drinsteckt: Hanfblüten und -blätter, aromatisiert mit Holunderblüten und Himbeerblättern, Melisse oder Zitronenverbene. Die großen, transparenten Pyramidenbeutel aus kompostierbarer Maisstärke bieten reichlich Platz, damit sich ihr köstlicher Duft perfekt entfalten kann.

3. Hanf-Rezepte

Hanf-Pesto

Hanfpesto

Zutaten für 1 Glas à ca. 200 ml
30 g Hanfsamen, 1 Topf Basilikum, 50 g Parmesan (frisch gerieben), 1 Knoblauchzehe, 60 ml  Hanföl, 60 ml Rapsöl, Salz, Pfeffer, 2 El Zitronensaft
Zubereitung:
Hanfsamen in einer Pfanne ohne Fett kurz anrösten, herausnehmen. Basilikum waschen, trocken schütteln, Knoblauch abziehen. Alles im Mixer fein zerkleinern, mit geriebenem Parmesan, Hanf- und Rapsöl verrühren. Pesto mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken.

Hanfriegel

Zutaten für 8–10 Stück: 40 g Cranberries, 50 g Soft-Aprikosen, 1 kleine Banane, 30 g Hanfsamen, 2 El Hanföl, 80 g Haferflocken (zart), 60 g Dinkel-Vollkornmehl, 2 El Agavendicksaft, 10 g Pistazien (gehackt)
Zubereitung:
1. Cranberries und Aprikosen fein hacken. Banane schälen, pürieren. Alles mit Hanfsamen, Hanföl, Haferflocken, Dinkel-Vollkornmehl und Agavendicksaft verkneten.
2. Masse ca. 1,2 cm dick in einer mit Backpapier ausgelegten kleinen Browniebackform (Blech geht auch) mit angefeuchteten Händen zu einem ca. 12 x 22 cm großen Rechteck formen. Im 170 Grad heißen Ofen auf mittlerer Schiene ca. 25 Min. backen. Herausnehmen, Pistazien in die noch weiche Oberfläche drücken, dann abkühlen lassen und in 8–10 Riegel schneiden.

Spargel-Hanf-Tortilla

Zutaten für 2 Portionen:
300 g grüner Spargel, 1 Knoblauchzehe, 30 g halbgetrocknete Tomaten, 2 El Olivenöl, 2 El Sojasauce, 4 Eier (M), 4 El Mineralwasser (mit Kohlensäure), 4 El Gratinkäse (geraspelt), Meersalz, Pfeffer (aus der Mühle), 4 El Hanfsamen (geschält)
Zubereitung:
1. Spargel waschen, putzen, in ca. 4 cm lange Stücke schneiden. Knoblauch abziehen, fein hacken, Tomaten klein würfeln. Alles in einer weiten Pfanne in Olivenöl 3 Min. braten, mit Sojasauce würzen.
2. Eier mit Mineralwasser verquirlen, mit Salz, Pfeffer würzen und über den Spargel geben, Tortilla mit Hanfsamen bestreuen und zugedeckt bei kleiner Hitze ca. 8 Min. stocken lassen.
Schmeckt gut dazu: grüner Blattsalat

Spinatsuppe mit Lachs und Hanfsamen

Zutaten für 2 Portionen: 2 Frühlingszwiebeln, 1 Knoblauchzehe, 4 Stängel Minze, 150 g Baby-Spinat, 2 El Hanföl, 200 ml Kokosmilch, 400 ml Gemüsebrühe, Salz, Pfeffer, 80 g Räucherlachs, 3 El Hanfsamen
Zubereitung:
1. Frühlingszwiebeln waschen, putzen, in Röllchen schneiden, Knoblauch abziehen, fein hacken. Minze, Baby-Spinat waschen, trocken schütteln und klein schneiden.
2. Frühlingszwiebeln, Knoblauch in 1 El Hanföl glasig dünsten. Kokosmilch, Brühe angießen, zum Kochen bringen. Minze, Spinat zugeben, aufkochen lassen, alles mit dem Pürierstab fein zerkleinern, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Lachs in Streifen schneiden, mit Hanfsamen und übrigem Hanföl (1 El) vermischen. Suppe in Teller geben und die Lachs-Hanf-Mischung daraufanrichten.

Hanftaler

Hanftaler

Zutaten für ca. 30 Stück: 120 g weiche Butter, 75 g brauner Zucker, 1 Ei (M), Salz, 1 Tl Ingwer (gem.), 1 Messerspitze Bio-Zitronenschale (fein gerieben), 150 g Dinkelmehl (Type 630), 40 g Hanfmehl, 3 El Schlagsahne, 4 El Hanfsamen
Zubereitung:
1. Butter mit Zucker, Ei, Prise Salz, Ingwer und Zitronenschale verkneten. Dinkel- und Hanfmehl unterkneten.
2. Teig zwischen Backpapier ca. 6 mm dick ausrollen, mit einem bemehlten Förmchen ca. 5 cm große Taler ausstechen und auf einem mit Backpapier belegten Blech verteilen. Hanftaler jeweils mit etwas flüssiger Sahne bestreichen, mit Hanfsamen bestreuen und im 180 Grad heißen Ofen auf mittlerer Schiene ca. 10 Min. backen.

 

4. Nutzhanf – diese Pflanze kann noch mehr!

Der vielseitige Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Nutzhanf hat einen hohen Faseranteil von 30–40 Prozent. Daraus entstehen Dichtfasern, Seile und Taue, außerdem robustes Segeltuch oder Jeansstoff. Auch die sogenannten „Schäben“, das sind Holzfaser, die beim Brechen und Schälen der Hanffasern anfallen, können verwertet werden. Sie eignen sich als Einstreumittel in der Tierzucht und sind ein nachhaltiges Dämmmaterial. Aus Hanföl werden zudem Kosmetikprodukte (Cremes, Lotionen, Peelings) hergestellt. Auch aus ökologischer Sicht ist die Pflanze wertvoll. Sie kommt ohne chemische Düngemittel und Pestizide aus, wächst schnell und lockert die Böden für die Nachfrucht.

5. Was macht Hanf wertvoll für unsere Ernährung?

Die vielseitigen Hanfsamen sind eine gute Quelle für fettlösliche Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und pflanzliches Eiweiß, denn sie enthalten alle Eiweißbausteine, die unser Körper nicht selbst herstellen, sondern mit dem Essen aufnehmen muss. Das Fett der Hanfsamen, das Hanföl, punktet mit einer Fettsäurezusammensetzung, die als gesundheitlich vorteilhaft gilt, vergleichbar der von Lein-, Walnuss- und Rapsöl.

Ines Teitge-Blaha
Foodjournalistin & Ökotrophologin