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Von der Bohne bis zur Tafel

Mann mit Haube auf dem Kopf und Schokolade in der Hand
„ICH LIEBE SCHOKOLADE“ Geschäftsführer Axel Deppendorf taucht öfter mal in den Produktionsräumen auf, um von den eigenen Produkten zu naschen. Selbstverständlich mit Haarnetz, Kittel und Handschuh | Foto: Achim Multhaupt

Kleine, exklusive Manufakturen, die Schokolade komplett selbst herstellen, sind rar. Der Familienbetrieb Meybona von Axel Deppendorf gehört dazu.

Man kann den Blick schweifen lassen hier am Alten Postweg im nordrhein-westfälischen Löhne. Über das Tal mit dem Flüsschen Mittelbach weit hinüber bis zu den Ausläufern des Herforder Berglandes. Irgendwo da hinten fließt die Weser.

Von einer Art Weitsicht geprägt scheint auch das kleine Unternehmen Meybona, direkt am Postweg gelegen. Seit mehr als 20 Jahren wird hier hauptsächlich fair gehandelte Schokolade in Bio-Qualität produziert.

Von außen sieht man dem zweigeschossigen, eher schmucklosen Zweckbau nicht unbedingt an, welche Köstlichkeiten hier entstehen. Emil Meyerkamp und seine Frau Luise hatten die "Meybona Schokoladenfabrik" 1923 in Löhne gegründet. Später stiegen die Töchter Anneliese und Ursula mit ein. Seit 1999 führt Enkel Axel Deppendorf das Familienunternehmen zusammen mit seiner Mutter Ursula.

Meybona feiert 2023 100-jähriges Jubiläum

In diesem Jahr feiert Meybona sein 100-jähriges Bestehen. Deppendorfs Vater schwebte eigentlich vor, dass Sohn Axel nach dem Abitur studiert, am liebsten im Ausland. Dessen Faible waren alte Autos, er hätte sich auch eine entsprechende Ausbildung vorstellen können. Der Einfluss seines Großvaters aber hat ihn anders geprägt. "Mein Opa ließ mich nach der Schule immer im Betrieb spielen." Dabei habe ihn die Produktion stets mehr gereizt als das Naschen, versichert Deppendorf. Schließlich absolvierte er eine Ausbildung zur Fachkraft für Süßwarentechnik bei einem befreundeten Unternehmen im nahen Herford.

Exklusive Meybona Schokolade

Meybona gehört zu den kleinen, exklusiven Schokoladenherstellern, die den gesamten Produktionsprozess selbst durchführen. Von der Kakaobohne bis zur fertigen Tafel (Bean to Bar genannt) arbeiten nur die wenigsten Herstellerinnen und Hersteller. Bei der industriellen Großproduktion etwa wird die flüssige Schokolade meist per Tanklaster geliefert und lediglich weiterverarbeitet.

Kakaobohnen direkt vom Bauern

Auch der Conchierprozess, bei dem die Bitterstoffe reduziert werden, dauert bei Meybona länger als bei der Konkurrenz. So bleibt der typische Kakaogeschmack intensiver, unabhängig vom Kakaogehalt der Tafel. Die meisten herkömmlichen Schokoladen reduzieren ihn fast komplett, sodass die zuckrige Süße in den Vordergrund rückt. "Unsere Schokolade hat Charakter", sagt Axel Deppendorf. "Wie bei einem guten Whiskey lässt sich für Kenner sogar die Region herausschmecken, aus der die Kakaobohnen stammen, die verwendet wurden."

Der Mann setzt gezielt auf die Vorzüge einer Manufaktur. Um sich von den Großen der Branche abzusetzen und aus Überzeugung. Vierzig Mitarbeitende gehören zum Betrieb und vor allem die Kolleginnen und Kollegen in der Produktion freuen sich über das kostenlos angebotene Mineralwasser: In den verwinkelten Räumen herrschen nämlich bis zu 40 Grad. Zunächst werden die Kakaobohnen in einem schonenden Verfahren unter Hitze geröstet. Danach wird durch Brechen, Sieben und ständige Bewegung der Bohnen die Schale vom Kern gelöst. "Die Schalenreste verwenden wir als Rindenmulchersatz für Beete", sagt Axel Deppendorf.

Die Kakaokerne, die sogenannten Nibs, werden jetzt in einer Mühle fein zu Kakaomasse gemahlen. In einem Mischer wird sie dann mit Kakaobutter, Milchpulver, Zucker und Geschmacksstoffen wie Vanille vermischt. Aus der noch eher sandigen Rohmasse entsteht durch das Feinwalzen eine Art Schokoladenpulver. Über ein Fließband gelangt es anschließend in den Conche-Kessel. Dort wird die Masse unter Temperatureinfluss gerührt, das überflüssige Wasser entzogen und der Rest gleichmäßig in der Schokolade verteilt. Im Laufe der 24 bis 48 Stunden entstehen der charakteristische Geschmack, der Geruch und die köstlich cremige Textur.

Bis zu 60.000 Tafeln täglich

Bis zu 60.000 Tafeln produziert Meybona täglich, macht knapp tausend Tonnen Schokolade im Jahr. Klingt viel, ist aber in der Süßwarenindustrie eher wenig. Ostern und Weihnachten führen hier übrigens nicht zu einem größeren Geschäft. Der simple Grund: Hohlfiguren in Hasen- oder Weihnachtsmannform gibt es nicht.

Die Bohnen für seinen Bio-Kakao kauft Deppendorf möglichst ohne Zwischenhandel und zum größten Teil in der Dominikanischen Republik. Mehrmals ist er persönlich dort gewesen. Um die Bedürfnisse und Probleme der Bäuerinnen und Bauern verstehen zu lernen. Um nachzuschauen, ob der höhere Kakaopreis, den er bezahlt, bei den kleinen Kooperativen ankommt. Und natürlich auch, um eine gleichbleibend hohe Qualität zu sichern. "Wir bekommen inzwischen bei jeder Lieferung den Nachweis, von welchen Bauern der Kakao angebaut und geerntet wird."

Als kleinem Hersteller gehe es ihm auch darum, in unsicheren Zeiten die Lieferkanäle aufrechtzuerhalten. Im Juni 2022 war er zuletzt vor Ort, besuchte 18 Bäuerinnen und Bauern in 12 Tagen. Die 2.500 Kilometer im Auto machen ihm nichts aus, er genießt die Besuche. "Allein der Geruch auf den Plantagen herrlich", schwärmt Axel Deppendorf. Bei einem Schokoladen-Maniac wie ihm ist die Frage nach dem persönlichen Konsum schnell beantwortet. "Ich bin süchtig", lacht er. "Ich bevorzuge dunkle Schokolade, bin aber nicht wählerisch. Hier im Betrieb nasche ich mich so durch den Tag."

Wenn es heißt, dass der Verzehr von Schokolade glücklich macht, Axel Deppendorf ist der Beweis dafür. Stundenlang kann er über seine Lieblingssüßigkeit philosophieren. Wenn er über Themen wie die Geschmacksentfaltung von guter Schokolade im Mund spricht, gerät er regelrecht ins Schwärmen. Es sei für ihn jedes Mal wie "eine kleine Reise".

Umstellung auf Fairtrade-Bohnen in den nächsten zwei Jahren

Für Meybona wünscht sich Axel Deppendorf, in Zukunft zu einhundert Prozent nachhaltig zu sein. In den kommenden zwei Jahren soll die Produktion komplett auf Fairtrade-Bohnen umgestellt, alle Zutaten künftig Bio sein. Dazu plant der umtriebige Geschäftsführer die marktreife Entwicklung der ersten veganen, zuckerfreien Schokolade. Jede Menge zu tun also. Da muss Axel Deppendorfs privates Faible wohl noch eine Weile hintanstehen: In seiner Garage wartet ein alter Ford Capri auf Zuwendung.

Meybona bei tegut…

Von dem Familienunternehmen Meybona beziehen wir Tafelschokolade aus Fairtradezertifizierten Kakaobohnen unter der Eigenmarke mit dem tegut... Reinheitsversprechen. Erhältlich in den Sorten Vollmilch, VollmilchNuss, Zartbitter und ZartbitterOrange. Meybona produziert auch die Schokolade für die Eigenmarke tegut… Bio zum kleinen Preis.

Von Christian Sobiella

von Online-Redaktion