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Mitmachen mit Kinder- und Jugendgruppen

Gemüse entdecken leicht gemacht

 

Kinder- und Jugendgruppen bewirtschaften eine Saisongarten-Parzelle

Nicht nur Kindergärten und Schulen, auch andere Träger können mit Gruppen eine Saisongartenparzelle bewirtschaften. Von Mai bis November können die Kinder oder Jugendlichen selbst erleben wie unsere Nahrung entsteht und wie die Pflanzen durch die Kräfte der Natur wachsen. Sie lernen den Wert der Nahrung und der natürlichen Ressourcen zu schätzen, erwerben praktische Fähigkeiten und lernen im Team zu arbeiten. Natürlich kommt der Spaß und das Staunen nicht zu kurz. Eine riesige, leuchtend orange Möhre aus dem Boden zu ziehen ist ein ganz besonderes Erlebnis. Das weis jeder, der es mal selbst getan hat!

Zeitlicher Aufwand

Um die Parzelle in Schuss zu halten und das Gemüse zu ernten, reicht es einmal pro Woche für ein bis zwei Stunden vorbei zu kommen. Für Hin- und Rückweg, pädagogische Arbeit und gemeinsame Verarbeitung der Ernte sollte zusätzliche Zeit eingeplant werden.

Teilnahme in Projektform

Eine weitere Möglichkeit ist die Teilnahme in Einzelterminen. Hier können in einem oder mehreren Terminen Einblicke genommen und selbst Hand angelegt werden. Gut erprobt ist das Kartoffelprojekt. In vier Terminen wird selbst gelegt, gepflegt, geerntet und verarbeitet. Dabei pflanzt und betreut jedes Kind seine eigene Kartoffelpflanze. Dies schafft einen ganz persönlichen Bezug und ist für die Kinder bzw. Jugendlichen ein einmaliges Erlebnis.

Weitere Informationen

erhalten sie telefonisch unter: 0171. 690 69 87 oder per Email an: saisongarten(at)tegut.com.

Erfahrungen der Kindertafel Wetzlar

Im Rahmen des Programms „Zeit mit Kindern“ hat die Kindertafel Wetzlar-Niedergirmes eine Saisongarten-Parzelle bei Stefan Bender auf dem Naturlandhof Niederwetz bewirtschaftet.

Interview mit dem Diakon Harald Würges, der das Projekt in Wetzlar betreut:

Herr Würges, wie haben Sie die Gartenarbeit praktisch ausgestaltet?

Anfangs waren wir zwei Mal in der Woche für zwei Stunden nach der Schule draußen. Da kam uns aber öfter die Mittagshitze dazwischen. Und zwei Stunden sind natürlich zu kurz, um richtig in die Gartenarbeit einzusteigen. Daher haben wir die Gartenbesuche auf den Samstagvormittag verlegt. Der Samstag ist von daher gut geeignet, weil er schulfrei ist und mehr Zeit bleibt.

Welche Kinder sind dabei?

Die Teilnahme ist freiwillig. Die Kinder sollen über Menschen und Beziehungen an das Projekt gebunden werden, was uns auch sehr gut gelungen ist. Eigentlich wollten wir eine feste Gruppe aufbauen. Aber es hat sich dann so ergeben, dass um die 30 Kinder sich abwechseln – und nicht jedes immer jeden Samstag mitkommt. Das Projekt hat sich unter den Kindern zu einem echten Renner entwickelt – die organisatorisch bedingte begrenzte Teilnehmerzahl für die einzelnen Samstage tut da ihr Übriges.

Was haben die Kinder bisher gelernt?

Zunächst einmal die Namen vieler ihnen bis dato unbekannten Gemüsesorten. Sie können jetzt sicher zwischen Zucchini, Möhren und Lauch unterscheiden und wissen auch, wie die Gemüse wachsen. Das macht unsere Kinder sehr stolz. Hinzu kommt das Gefühl für den Garten und das Gemüse. Die Erfahrung, dass im Anbau von Gemüse Arbeit steckt, hat bei den Kindern die Wertschätzung gegenüber dem Gemüse auch beim Essen stark erhöht. Rohe Möhren haben sich zum beliebten Snack entwickelt und die Eiscreme verdrängt. Dass das Wachstum von Gemüse auch vom Wetter, vom Gießen, vom Hacken und vom Boden abhängt, war ebenfalls ein wichtiger Lernprozess. Die Kinder haben ein richtiges „das haben wir alles selbst gemacht“-Gefühl bekommen.

Haben Sie das Gemüse auch gemeinsam verarbeitet?

Ja, wir kochen regelmäßig zusammen mit den Kindern. Zum Essen werden dann Eltern und Geschwister eingeladen. Anschließend bekommen die Kinder noch Lebensmittel im Rohzustand mit nachhause. Die Idee dahinter ist dann, die Eltern zum Kochen anzuregen, wobei die Kinder ihnen helfen können, da sie das Gericht bereits mit uns zubereitet haben.

Inwieweit konnten Sie die Eltern begeistern?

Viel stärker und schneller als erhofft! Die Kinder sind so begeistert von der Gartenarbeit und dem frischen Gemüse, dass uns inzwischen viele Eltern ansprechen und nachfragen. Einige kennen Nutzgärten aus ihrer Heimat und vermissen sie auch hier in Deutschland. Wir wollen demnächst deshalb auch mal einige Eltern mit auf die Parzelle nehmen. Einige haben sich auch schon nach eigenen Parzellen erkundigt und wollen nächstes Jahr vielleicht selbständig mitmachen.

Was das Kochen betrifft, so sehe ich auch hier punktuelle Erfolge. Einige Kinder berichten uns, dass ihre Mütter gekocht haben – das ist nicht unbedingt üblich.

Wichtig sind immer die Initiativen. Wenn Eltern zum Beispiel kein Auto haben, müssen wir versuchen, eines zu organisieren, damit diese Eltern zum Saisongarten gefahren werden. Hier gibt es so viele Lösungsmöglichkeiten. Man muss sich nur zusammensetzen, verständigen und anfangen.

Was ist Ihr Ziel für die Kindertafel?

Für mich steht ganz klar lebenslanges, ganzheitliches Lernen im Vordergrund. Ich möchte über unsere Projekte motivieren und verschüttete Fähigkeiten aufdecken. Mit dem Saisongarten ist uns das vortrefflich gelungen. Wie oben erwähnt, hat sich bei den Kindern die Einstellung zum Essen geändert. Sowohl Eltern als auch Kinder konnten lernen und erfahren, welche großen Geschmacksunterschiede zwischen frischem Biogemüse und Gemüse aus dem Discounter bestehen. Außerdem haben die Kinder erlebt, dass zur Gartenarbeit auch Pausen gehören, in denen man auf einer Bank sitzt, mitgebrachtes Essen verzehrt und sich Geschichten erzählt. Auch hier findet ein starker Beziehungsaufbau statt – zum Gemüse, zu den anderen Kindern und zu uns Mitarbeitern. Das ist der Kern unserer Arbeit.

Wie empfinden Sie die Betreuung durch Herrn Bender (den Bauern, Anmerkung d. Red.)?

Herr Bender macht das wirklich toll. Das Feld ist so liebevoll angelegt und gestaltet, dass wir uns dort sehr gut aufgehoben fühlen. Unsere Kinder werden wirklich als Kinder akzeptiert und wertgeschätzt. Auch das Saisongartenfest Anfang September war ein großer Erfolg, an dem Herr Bender und seine Familie großen Anteil hatten.

Wollen Sie nächstes Jahr wieder mitmachen?

Nun, ich fürchte, wenn wir das nicht machen, lesen uns die Kinder aber kräftig die Leviten! Nein – im Ernst: wir möchten sehr gerne wieder dabei sein.

Können Sie sich das Projektmodell auch für andere Tafeln in Hessen vorstellen?

Wenn sie ähnlich wie wir bei Kindern den Fokus auf Bildung gelegt haben, auf jeden Fall. Tafeln, die mit ehrenamtlichen Helfern arbeiten, die selbst keine Tafelkunden sind, können vielleicht auch über Patenschaften nachdenken, zum Beispiel zwischen älteren Menschen und Kindern. So könnte die Gartenarbeit von der Erfahrung der älteren Generation profitieren. Ich werde jedenfalls auf dem hessischen Tafeltreffen vom Erfolg des Projekts berichten und es weiter empfehlen.

von Online-Redaktion