So schmeckt unsere Region – das Gute liegt oft vor der Haustür

Angespornt durch ein Interview mit Schauspieler Andreas Hoppe über regionale Biolebensmittel auf dem Fuldaer antonius Hof begann ich, meine Region genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei definierte ich als Region einen Umkreis von 100 Kilometer um meine Heimatstadt Fulda.

Bald schon fand ich nicht nur eine Fülle von Köstlichkeiten, sondern traf etliche Pioniere der ökologischen Landwirtschaft. Viele gehen ungewöhnliche Wege: So kommt ein Bio-Honig schon einmal vom Hoteldach, ein Landwirt emanzipiert sich mit der eigenen Molkerei von Konzernen, ein Bierrebell sorgt mit seiner Braukunst für Aufsehen und ein Landwirt möchte auf dem Hof die Traktoren abschaffen und arbeitet dafür wieder mit Pferden.

Was anfangs als lockere Artikelserie für meinen Blog „Brehl backt!“ gedacht war, wurde bald aufgrund der Menge an tollen Geschichten zu einem Buchprojekt. Vor kurzem ist "Regionale Biolebensmittel – Gesundes und Köstliches aus Fulda, Rhön, Vogelsberg und Nordhessen" erschienen. Ziel war es von Anfang an, auf den erhobenen Öko-Zeigefinger zu verzichten und stattdessen mit Genuss und Freude an guten Lebensmitteln zu begeistern.

Landwirte, Imker, Bäcker, Käser, Brauer, Winzer und viele andere bereichern unsere Region mit hochwertigen Bio-Lebensmitteln. „Nebenher“ schützen sie noch die Umwelt. Dabei ist „regional“ noch lange kein Qualitätsbegriff, denn es kommt darauf an, ob Lebensmittel in Einklang mit der Natur erzeugt werden. In der industriellen Landwirtschaft neigen wir dazu, Ressourcen unwiederbringlich zu verschwenden und Böden durch Pestizide & Co. zu verunreinigen. Enkeltauglich im Sinne von unseren Enkeln eine lebenswerte Welt zu hinterlassen ist das nicht. Von der großen Frage wie wir künftig die Weltbevölkerung ernähren wollen, zu der Region vor unserer Haustür – denn hier liegen die Antworten in Form von ökologischen Betrieben. Für mein Buch habe ich einige unter die Lupe genommen:

Jeweils während der Saison habe ich sie besucht. Wenn die Hauptarbeit zu erledigen ist, gab es für mich viel zu sehen. Meist war ich viele Stunden vor Ort, habe mir komplette Produktionsprozesse angeschaut, in jeden Winkel geblickt, viele Fragen gestellt und ausführliche Interviews geführt. Daher mussten die Erzeuger auch den Mut aufbringen, mir sämtliche Türen zu öffnen und Einblicke hinter die Kulissen zu gewähren. Auf diese Weise habe ich viele außergewöhnliche Geschichten erfahren und Eindrücke sammeln können.

So durfte ich nicht nur Honig direkt aus der Wabe auf einem Hoteldach kosten, Milchkühe auf eine Weide führen, bei Mastschweinen auf Tuchfühlung gehen, sondern erfuhr vor allem viele Hintergründe. Die Fuldaer antonius Betriebe Bauernhof, Gärtnerei und Bäckerei gehören zum Anbauverband Bioland. Zuvor wirtschafteten sie allerdings konventionell. Tatsächlich hat ein Einziger das Samenkorn für das ökologische Wirtschaften gepflanzt und gegen alle Widerstände zum Keimen gebracht.

Etliche von mir vorgestellte Betriebe erfüllen zudem soziale Aufgaben. Bei antonius arbeiten Menschen mit und ohne Handicap Hand in Hand. Bei der freien Lebensstudiengemeinschaft Melchiorsgrund bei Hopfgarten sind es Menschen mit Sucht- und psychischen Erkrankungen. Hier entsteht hochwertiger Rohmilchkäse in Demeter-Qualität, der exklusiv von tegut... vermarktet wird.

Unsere Region beheimatet viele heimliche Helden, denen wir einiges zu verdanken haben. Es freut mich, dass ich einige von ihnen durch mein Buch vorstellen konnte. Zudem habe ich meine Heimat besser kennen gelernt und das Thema rund um regionale Biolebensmittel wird mich noch eine Weile beschäftigen.

Übrigens: Das kulinarische i-Tüpfelchen für das Buch lieferte Küchenchef Alexander Sauer vom Bio-Caterer bankett sinnreich. Er hat mit den regionalen Zutaten Koch- und Backrezepte kreiert – perfekt für den Genuss mit gutem Gewissen.

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14.07.2016 von Online-Redaktion