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„Somatische Intelligenz“

Hören, was der Körper braucht – ein Interviewmit dem Autor Thomas Frankenbach

Buch un Autor

Dass die Ernährung einer der Grundbausteine für Gesundheit und Wohlbefinden ist, weiß wohl jeder, doch schon bei der Frage „Wie ernähre ich mich richtig? “ wird es knifflig. Wer auf diese Frage eine Antwort sucht, sieht sich mit einer schier unüberschaubaren Fülle von Lehrmeinungen und Ratgebern konfrontiert. Ob vegan, vegetarisch oder makrobiotisch, ob Roh-, Vollwert- oder Trennkost, welches Ernährungskonzept ist denn nun das richtige speziell für mich? In seinem Buch „Somatische Intelligenz – hören, was der Körper braucht“ führt der in Fulda lebende Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftler, Fitnesscoach und Autor Thomas Frankenbach einen ganz neuen Aspekt in das „Dickicht der Lehrmeinungen“ ein: die Körperintelligenz. Frankenbach belegt, dass der eigene Körper am besten weiß, was ihm gut tut. Er sendet zu jedem Zeitpunkt entsprechende Signale, um uns mitzuteilen, was er braucht. Jeder Mensch kann so, je nach konkreter Lebenssituation oder Anforderung, auf seine ganz speziellen Bedürfnisse reagieren. Um herauszufinden, welche das sind, gibt es jedoch nur einen Weg, so der Autor: Man muss wieder lernen, in seinen eigenen Körper zu „lauschen“!

Herr Frankenbach, sollen wir jetzt alle Ernährungsratgeber und Diätpläne in den Mülleimer werfen?

Thomas Frankenbach: Nicht unbedingt. Es ist aber schon so, dass in den vergangenen 40 Jahren jede Menge Diättheorien auf den Markt gekommen sind, die alle für sich beanspruchen, die beste zu sein. Alleine in meiner Zeit als Kliniker habe ich fast ein Dutzend von Ernährungstrends kommen und gehen sehen. Auf Vollwert- folgte Rohkost, dann die Trennkost und nach der Low-Carb-Episode, mit viel tierischem Protein, ist jetzt der Veganismus (komplett ohne tierische Lebensmittel) „in“. Was diese Konzepte allerdings zu 99 Prozent außer Acht lassen, ist die Frage, wie das, was wir da essen sollen, uns ganz individuell bekommt. Es gibt mittlerweile jede Menge Belege dafür, dass das wichtigste Kriterium für eine tragfähige (typgerechte) Ernährung die individuell empfundene „Bekömmlichkeit“ ist. Die Frage ist also, ob das, was wir essen, zu uns passt! Das bringen wir in Erfahrung, indem wir den Signalen, die der Körper uns sendet, Beachtung schenken – und nicht dadurch, dass wir stur Diätpläne befolgen.

Welche Signale gibt uns denn der Körper?

Jede Menge. Sie müssen nur genau hinspüren! Worauf habe ich Lust und wogegen Abneigung? Wie bekommt mir das, was ich gerade gegessen habe? Fühle ich mich nach dem Essen gut oder eher nicht? Wie genau reagiert mein Körper auf bestimmte Nahrungsmittel? So können Sie lernen, sich peu à peu besser kennenzulernen und ein Gefühl dafür zu entwickeln, was Ihnen wirklich bekommt.

Manchmal belügt man sich aber auch, wenn es um‘s Essen geht oder?

Sicher. Essgelüste und -gewohnheiten können viele Ursachen haben: familiäre, kulturelle und emotionale. Manchmal handeln wir dadurch sogar auf krasse Weise gegen den Körper. Hier hilft uns unsere somatische Intelligenz ebenfalls und die lässt sich regelrecht trainieren. In meinem Buch gibt es dazu eine Fülle an Übungen und Beispielen.

Fortsetzung des Interviews aus dem Kundenmagazin tegut... marktplatz Oktober 2014

In Ihrem Buch gibt es überdies den Begriff  „Bauchhirn“. Was genau ist es und wo befindet es sich?

Bauchhirn nennt man den Zusammenschluss von hunderten Millionen Nervenzellen aus dem Solar Plexus, Magen und Darm. Evolutionär ist es weit älter als unser Kopfhirn. Im Bauch sitzt damit eine Kommandozentrale, die uns in Kooperation mit unseren Sinnesorganen und unseren Emotionen oft unbewusst bei der Nahrungsauswahl behilflich ist. Es teilt uns mit, wie uns bestimmte Nahrungsmittel bekommen.

Es geht also darum, (wieder) seinem Bauchgefühl zu vertrauen?

Ja, im Prinzip schon, denn das haben viele aufgrund der starken Reiztechnologie, die uns heute überflutet, mit Handy, Internet, Fernsehen und den vielen Stressfaktoren, denen wir ausgesetzt sind, verlernt bzw. aus dem Bewusstsein verloren. Aus der Forschung wissen wir heute: Je höher die Dichte an Außenreizen, denen ein Mensch begegnet, desto schwerer fällt es ihm, »Innenschau« zu halten und desto weniger vermag er wahrzunehmen, welche Signale ihm sein Körper sendet. Die sich ständig ändernden „Ernährungstrends“ mit ihren oft widersprüchlichen Tipps und Ratschlägen haben überdies dazu beigetragen, dass wir eher Theorien anderer als unserem eigenen „Bauchgefühl“ vertrauen.

Wie sind Sie überhaupt diesem Thema der somatischen Intelligenz auf die Spur gekommen?

In meiner klinischen Arbeit kam ich irgendwann an einen Punkt, an dem ich angefangen habe, mit den Menschen zu üben, sich selbst und ihren Körper besser wahrzunehmen, sie in ihrer Fähigkeit zur Eigenwahrnehmung zu fördern. Das Ergebnis war, dass mir viele davon berichteten, wie gut ihnen das tat. Wie sie gelassener und inständiger wurden, und wie sie so ihr natürliches Gespür für die richtige Nahrungsauswahl verbessert haben. Daraus ist dann mit der Zeit ein Übungssystem entstanden.

Herr Frankenbach, wissen Sie schon was Sie heute Abend essen werden?

Nein, noch nicht genau. Aber ich weiß, was mir gut tut: z.B. frisches Obst und Gemüse und hin und wieder ein Rindersteak.

Zur Person

Thomas Frankenbach (41) ist in Wiesbaden geboren und lebt mit seiner Familie heute in Fulda. Nach seiner Ausbildung zum Krankenpfleger studierte er Ernährungswissenschaften an der Hochschule Fulda sowie psychosoziale, integrative und komplementäre Gesundheitswissenschaften am Interuniversitären Kolleg Graz. Es folgten Ausbildungen in Ernährungsberatung, Entspannungs- und Stressbewältigungsverfahren sowie Psychotherapie. Frankenbach ist Kampfsportler in Karate und Kickboxen mit internationalen Erfolgen sowie ein deutschlandweit bekannter Fitnesscoach und Seminarleiter. Seit 2005 leitet er den Fachbereich Ernährung und Bewegung in der Rehaklinik Dr. Wüsthofen in Bad Salzschlirf. Weitere Buchveröffentlichungen: „Warum Läufer beharrlich sind und Surfer das Leben genießen – was dein Sport über dich verrät“. Mehr unter www.thomas-frankenbach.de

Mit Thomas Frankenbach sprach
Reinhold Jordan, Textstudio Hofbieber,
Rhön.

von Online-Redaktion