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Einkaufszettelpoesie Nr. 30

Pinkfarbener Einkaufszettel auf orangefarbenem Grund

Einkaufszettel sagen einiges über Menschen aus, ihre Wohnsituation, Sonntagsrituale und ihre gefiederten Freunde.

Dass nicht gerade wenige Menschen einen Vogel haben, ist bekannt, auch wenn statistische Erhebungen darüber Mangelware sind. Die meisten haben eine Meise, aber viele auch Kanarienvögel, Wellensittiche, Nymphensittiche, Papageien oder Beos.

Die Wahl des Vogels sagt dann wieder viel über die Menschen oder unsere Vorstellung über diese aus. Stellen Sie sich mal jemanden vor, der einen Wellensittich besitzt. Und jetzt jemanden mit einem Papagei. Zwei komplett verschiedene Menschen, Wohnungen, Leben. Der Vogel sagt also einiges über uns aus, und manchmal sprechen sie ja sogar selbst. Im hier vorliegenden Falle ist es eindeutig und ohne jeden literarischen Zweifel ein Beo, man erkennt es am Ausrufezeichen hinter dem Vogelfutter.

Diese recht sprachbegabten Tiere sorgen dafür, dass es in der Küche sehr lebhaft zugeht. Während der in Palmin und Tomatenmark angeschmorte Rinderbraten es sich schon im Ofen bequem gemacht hat, wird der Sonntagskuchen in Angriff genommen.

Pinkfarbener Einkaufszettel verschiedenen Lebensmitteln

Mehl, Eier, Zucker, Butter, Haselnüsse und Rum landen schnell in einer Schüssel, während der Beo immer wieder krächzt: „Ich hab Hunger.“ Der irrlichternde Versuch, ihn mit einer Karotte milde zu stimmen (Beos sind Weichfresser), führt nur dazu, dass er 4 x die Türklingel simuliert, 12 x die Handymelodie nachzwitschert und „Not funny, Dani-Honey“ krächzt. (Welcher Narr dem Vogel das beigebracht hat, bleibt auf ewig ein Mysterium).

Bei so einer Unruhe hilft nur Nervennahrung: Schnell die Lindt-Schokolade verdrücken, auch wenn die eigentlich in den Kuchen sollte, damit man die Ruhe selbst bleibt. „Sei endlich ruhig“, krächzt der Vogel daraufhin wiederholt, bis irgendwann der Kuchen fertig ist und mit Puderzucker verziert werden kann.

Der Sonntagsduft scheint nun auch den Beo etwas zu beruhigen, sodass für einen kurzen Moment Stille einkehrt. Der Rinderbraten wird aufgetragen, die Familie setzt sich an den Tisch, der Beo sitzt ja bereits auf seinem Zweig. Guten Appetit wünscht man sich, nur der Beo verweigert die Höflichkeitsformeln. Stattdessen beginnt er wieder, die Türklingel zu simulieren.

Ein böser Blick und die Drohung, er würde demnächst auch mal im Ofen enden, führen nur zu einem weiteren bockigen „Not funny, Dani-Honey“ und der Frage, ob der schräge Vogel* eigentlich weiß, wovon er redet. * Ob der Vogel oder der Autor gemeint ist, bleibt unbeantwortet. Von Dirk Henkelmann

von Online-Redaktion