Der Demeterhof Stockner in Eichendorf

Liebling Rucola

Alle Augen auf den zarten Grünen mit dem ungewöhnlichen Geschmack – dabei ist er nur einer von vielen Gemüsestars auf dem Demeterhof Stockner im niederbayerischen Eichendorf. Ein Feldbesuch mit der Seniorchefin.

Der Demeterhof ist ein Familienbetrieb in fünfter Generation. Vor Kurzem hat Seniorchefin Waltraud Stockner an ihre Söhne Johann (links) und Alexander übergeben | Foto: Monika Höfler

Seit mehreren Generationen im Familienbesitz

Schön aromatisch-nussig.“ Waltraud Stockner nickt anerkennend, als sie ihren Rucola vom Feld zupft, zwischen den Händen reibt und daran schnuppert. „Für die leichte Schärfe sind die Senföle verantwortlich“, erklärt sie. Sie muss es wissen. Der Bio-Hof im niederbayerischen Eichendorf ist schon seit mehreren Generationen in Familienbesitz.

„Mein Mann hat den Hof von seinem Vater und der wiederum von seinem Vater übernommen“, sagt Waltraud Stockner und zeigt auf alte Familienfotos in Schwarz-Weiß, die im Gang des Wohnhauses hängen.

In den 1980er-Jahren, kurz nachdem Alexander und Waltraud Stockner den Hof übernommen haben, stellten sie auf Bio-Anbau um. „Der Betrieb war ein klassischer Vierseithof mit Kühen, Schweinen und Hühnern. Wir haben alles grundlegend verändert“, erzählt die 64-Jährige. Sie gaben den Viehbetrieb auf – und stellten auf Bio-Gemüse um.

Seit über 30 Jahren im Demeter-Anbauverband

Die Stockners gehörten in der Region zu den Ersten, die sich vor mehr als 30 Jahren dem Demeter-Anbauverband angeschlossen haben. Die Umstellung damals hatte auch praktische Gründe, wie Waltraud Stockner zugibt. Es hatte sich herausgestellt, dass das in den 1980er-Jahren als „Wundermittel“ bejubelte Spritzen von Unkrautvernichtern üble Nachteile mit sich brachte.

Zwar wuchs das Unkraut nicht mehr, aber dafür schossen Unkrautarten, die bis dahin noch gar nicht bekannt waren, explosionsartig aus dem Boden. „Irgendwann hätten wir wahrscheinlich mit fünf verschiedenen Mitteln dagegen ankämpfen müssen. Das ist doch Wahnsinn“, sagt Waltraud Stockner.

Organischer Dünger mit Pferde- oder Schafsmist 

Heute werde nur noch organisch gedüngt, mit Pferde- oder Schafsmist, erzählt sie auf der Fahrt zu einem ihrer Felder in Dornach. Funktioniert ganz einfach, wie sich bei der Ankunft feststellen lässt, wo gerade Hunderte von Schafen grasen. Die Stockners haben nämlich einen Deal mit dem örtlichen Schäfer. Seine flauschigen Vierbeiner können sich satt fressen und düngen ganz nebenbei das Feld. „Anschließend wird es umgeackert und Gemüse gepflanzt“, sagt die Landwirtin und freut sich über die tierische Hilfe.

Es ist erst Mai, aber an diesem Tag herrschen schon fast sommerliche Temperaturen. Das laue Lüftchen lässt die heißen Sonnenstrahlen ertragen. Für das Gemüse ist der Wind eher schädlich. Er trocknet die Böden aus, mit der Folge, dass mehr bewässert werden muss. Um die 10 bis 15 Liter pro Quadratmeter werden wöchentlich für den Rucola benötigt. „In die Folientunnel kommt schließlich kein Regen.“

100 % bio-dynamisch

Angebaut wird auf Vilstaler Schwemmland- und Lehmböden. Der günstige Standort in der Gemeinde im Vilstal hat eine durchschnittliche Jahrestemperatur von 7,4 Grad sowie 700 bis 1.100 mm Jahresniederschlag. Auf über 100 Hektar betreiben die Stockners in Enzerweis, Dornach, Kröhstorf und Wallerfing vor allem Freilandanbau.

Die Flächen werden pro Jahr in der Regel nur mit einer Gemüsekultur belegt. Vor und nach dem Gemüse stehen Zwischenfrüchte und Gründüngungen, hauptsächlich Leguminosen, die dazu dienen, den Nährstoffbedarf der Verkaufskultur abzudecken.

Auf allen Flächen werden nur die biologisch-dynamischen Spritzpräparate Hornmist und Hornkiesel ausgebracht. An der freien Luft wachsen Salate, Radieschen, Sellerie, Lauch, Fenchel, Rote Bete, Weißkraut, Blaukraut, Chinakohl und Bundzwiebeln. Lediglich Tomaten, Gurken, Paprika und Feldsalat werden in Folientunneln angebaut. „Und eben der Rucola“, ergänzt Waltraud Stockner und deutet auf das Feld direkt am Ortseingang. Dadurch ist das Gemüse schneller reif und kann früher auf den Markt. Von Mai bis in den Herbst hinein wird es angebaut.

Rucola wird immer beliebter

Gerade in den vergangenen Jahren wurde Rucola, auf Deutsch auch als Rauke bekannt, wieder immer beliebter und wird als „Superfood“ in den Medien angepriesen. Zu Recht, wie sie findet. Schließlich sei das optisch mit den zackigen Blättern an Löwenzahn erinnernde grüne Gemüse reich an Vitaminen und Mineralien.

Waltraud Stockner und Sohn Johann begutachten die Blätter auf dem Feld. Ein paar Zentimeter brauchen sie noch, bis sie geerntet werden können. Im Sommer dauert das ungefähr fünf Wochen, im Frühjahr bis zu acht. 15 bis 20 Zentimeter sollte der Rucola schon lang und die Blätter zart, aber robust genug sein.

Damit das Kreuzblütengewächs nicht zusammenfällt, bis es die Kundinnen und Kunden zu Hause verarbeiten, erfolgt die Lieferung so zügig wie möglich. Der Rucola wird im Lager nur kurz zwischengelagert und auf fünf Grad runtergekühlt, bis er, verpackt in grüne Kisten, in den Lkw geschoben wird.

Söhne Johann und Alexander Stockner übernehmen den Bio-Hof

Im Februar ist Waltraud Stockner in den Ruhestand gegangen und hat den Hof an die beiden Söhne übergeben. Alexander ist auf dem Feld für den Anbau zuständig, sein Bruder Johann vor allem für Verwaltung und Lieferung. „Und für die Lohnabrechnungen“, ergänzt Waltraud Stockner.

Bis zu vierzig Mitarbeitende werden benötigt, damit der Hof bio-dynamisch wirtschaften kann. Sie selbst unterstützt ihre Söhne nach wie vor, wo es geht. Jeden Tag verbringt die 64-Jährige im Büro. Der Unterschied zu früher? „Da habe ich um 5 Uhr morgens angefangen, heute stehe ich erst um halb 6 auf.“

Demeterhof Stockner bei tegut…

Auf dem Demeterhof Stockner wachsen verschiedene Salate unserer Marke tegut… Bio. Neben tegut… Bio Rucola gehören Eisbergsalat, Feldsalat, Salatmix, Fenchel, Lauch und Rote Bete zum Sortiment. Seit 1992 bezieht tegut… Erzeugnisse vom Demeterhof Stockner.

Von Madeleine Klee