Dufte Sache in der Kräuterküche: Rosmarin betört die Sinne

Kaum ein Küchenkraut duftet so intensiv wie der Rosmarin. Nehmen Sie einmal eins der Blätter – die heißen tatsächlich Blätter, obwohl sie aussehen wie (Tannen-)Nadeln –, und reiben es zwischen den Fingern. Dadurch entfaltet sich sein ganzes eigenes Aroma und wird Sie mindestens bis zum nächsten Händewaschen begleiten.

Das Kraut gehört in der Küche besonders zu Fleischgerichten mediterraner Art, schmeckt aber auch herrlich zu Ofengemüse, gibt Suppen eine besondere Note und passt auch auf die Pizza. Sogar aus süßen Sachen macht Rosmarin ein besonderes Geschmackserlebnis: Probieren Sie zum Beispiel mal Tomaten- Konfitüre mit Aprikosen oder Zitronen-Rosmarin-Kuchen mit Schoko -Trauben. 

Als Heilkraut soll Rosmarin unter anderem den Appetit anregen und kann bei Beschwerden im Magen-, Darm- und Gallenbereich beruhigen – es gibt Kenner, die ihn als komplette Naturapotheke in einer Pflanze bezeichnen. 

Was der Botschafter aus dem Süden sonst noch drauf hat, haben wir in diesem Artikel zusammen getragen. Und waren echt beeindruckt – hier lesen Sie, warum.

Um den Namen ranken sich gleich mehrere Geschichten 

Es gibt Experten, die sicher sind, dass Rosmarin zusammengesetzt wurde aus den lateinischen Begriffen "ros" und "marinus", was mit Tau des Meeres übersetzt werden kann. Zumindest, was das ursprüngliche Verbreitungsgebiet angeht, ein Volltreffer.

Andere wiederum halten die griechischen Wurzeln des Namens für wahrscheinlicher und berufen sich auf „rhops myrinos“, das bedeutet in etwa wohlriechender Strauch. Auch nicht von der Hand zu weisen. 

Und weil ja häufig aller guten Dinge drei sind, hier auch noch der bekannteste deutsche Name: „Brautkraut“. Das spielt auf einen Brauch an, der Bräute in Deutschland lange Zeit Kränze aus Rosmarin tragen ließ – als Kraut, das der Liebesgöttin Aphrodite gewidmet war, stand er symbolisch für die Liebe und Treue.

Ein Kraut und seine Herkunft 

Ursprünglich kommt Rosmarin aus den trockenen Macchien der Mittelmeerstaaten. Dort gedeiht er prächtig, denn Rosmarin liebt sonnige, trockene und kalkreiche Standorte. Der Halbstrauch kann unter optimalen Bedingungen bis zu 2 m hoch werden, gelegentlich tritt er verwildert auf. Und manchmal bewächst er sogar einen Großteil der verfügbaren Flächen, wie zum Beispiel auf Santorin. Zur Blütezeit präsentiert Rosmarin blaue, lila, rosa oder weiße Blüten – wirklich wunderschön anzusehen. 

Ein Kraut mit Geschichte: Rosmarin

Schon in der Antike war der immergrüne Halbstrauch ausgesprochen beliebt und wurde vielseitig eingesetzt. Von Römern, Griechen und Ägyptern ist überliefert, dass sie das duftende Kraut zu rituellen Räucherungen nutzten.

Das breite Wirkspektrum dieser genialen Heilpflanze hat ihr im Mittelalter einen Stammplatz in den meisten Klostergärten gesichert. Paracelsus, berühmter Arzt der frühen Neuzeit, hat wohl vor allem bei Gicht und Rheuma auf die Verwendung von Rosmarin gesetzt.

Auch auf Beerdigungen spielte das Heilkraut eine große Rolle, für alle Trauergäste gab es ein Sträußchen aus Rosmarin: Zum einen sollte sein Duft den Totengeruch überdecken, zum anderen setzte man großes Vertrauen in seine antiseptische Wirkung und war überzeugt, sich damit ansteckende Krankheiten vom Leib zu halten.

Ein Kraut für Körper, Geist und Seele – Rosmarin als Hausmittel

Wirklich beeindruckend, wie viel Rosmarin für unsere Gesundheit tun kann. Er gilt als durchblutungsfördernd und anregend für den Kreislauf, wissenschaftlich anerkannt ist seine Wirkung bei Verdauungsproblemen und krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Äußerlich kann Rosmarin, der jede Menge wertvolle ätherische Öle enthält, unter anderem bei Rheumaschmerzen und Migräne angewendet werden.

Der Heilpflanze des Jahres 2011 werden auch bei Zerrungen und Verstauchungen gute Ergebnisse zugesprochen. Ein Bad in Rosmarinöl soll entzündungshemmende und belebende Eigenschaften zeigen. Das Kraut tut auch bei Verspannungen und Muskelkater gut! Und bei Menstruationsbeschwerden: Da soll es Krämpfe lindern und ausbleibende Blutungen auslösen. Genau aus dem Grund ist für Schwangere allerdings Vorsicht bei der Verwendung von Rosmarin geboten. Das gilt aufgrund der anregenden Eigenschaften gleichermaßen für Menschen mit Bluthochdruck. Auch für Epileptiker kann ein Bad in Rosmarinöl unerwünschte Folgen haben. Deswegen auf keinen Fall ohne Absprache mit dem Arzt in der Wanne abtauchen!

Die Liste der heilenden Eigenschaften, die dem Rosmarin zugeschrieben werden, ist damit aber noch lange nicht zu Ende: Ergänzen Sie herzstärkend, appetitanregend, blutreinigend, antibakteriell, ausgleichend, bewusstseinsstärkend und so weiter – alle aufzuzählen, sprengt den Rahmen dieses Artikels.

Rosmarin wir nachgesagt, eine Art Aufputschmittel für die Seele zu sein, das bei nervöser Müdigkeit und Antriebslosigkeit wahre Wunder bewirk. Und in der Duftlampe kann Rosmarinöl die Konzentration unterstützten und helfen, den gelernten Stoff besser abzurufen.

Vitamine & Co. im Rosmarin

Mit einer Portion Rosmarin tanken Sie viele wichtige Vitamine. Außerdem stecken satte 811 mg Kalium und 370 mg Kalzium in 100 g des gesunden Küchenkrauts. Kalium spielt in der Regulation des Flüssigkeitsgehalts der Zellen und bei der Übertragung von Impulsen an Nerven- und Muskelzellen eine wichtige Rolle. Kalzium ist für den Knochenstoffwechsel unabdingbar.

Tipps & Tricks rund um den Rosmarin

Rosmarin bekommen Sie in unterschiedlichster Form: in Töpfen, einzelne Zweige verpackt und natürlich getrocknet als Gewürz. Auch als Tee wird Rosmarin angeboten.

Da Rosmarin nördlich der Alpen als nicht winterhart gilt, ist er im Topf besser aufgehoben als im Beet. In der Mischkultur fühlt sich Rosmarin mit Salbei als Nachbar pudelwohl. Während der Wachstumsphase ist regelmäßiges Gießen und Düngen wichtig, allerdings nicht übertreiben, denn Staunässe mag das Mittelmeerkraut gar nicht.

Rosmarin liebt sonnige Standorte – egal, ob auf der Fensterbank, dem Balkon oder der Terrasse. Im Frühsommer wird er Sie mit seinen hübschen Blüten entzücken – die sind übrigens essbar und nicht nur auf Salaten eine echte Augenweide.

Die feinen Rosmarinblätter können Sie ganzjährig für die Kräuterküche nutzen, wobei idealerweise ganze Zweige geerntet werden und nicht einzelne Blätter.

Wenn Sie Rosmarin doch ins Beet gesetzt haben, decken Sie ihn im Winter unbedingt dick ab. Die Töpfe dagegen werden hell und kühl überwintert. Seien Sie sparsam mit Wasser: nur so viel, dass der Wurzelballen nicht austrocknet.

Haltbar machen

Trocknen, einfrieren, einkochen, einlegen in Essig, Öl oder Salz ... – suchen Sie sich einfach die Methode aus, die Ihnen liegt. Unser Tipp: Verarbeiten Sie den geernteten Rosmarin möglichst schnell, sonst verliert er sein Aroma.

Wollen Sie vielleicht schon mal anfangen, Weihnachtsgeschenke selber zu machen? Ein tolles Rosmarinöl, -salz oder eine Konfitüre mit Rosmarin macht unterm Baum echt was her und schmeckt köstlich.

Wenn Sie Rosmarin trocknen wollen: einfach an einem trockenen und warmen Ort aufhängen und warten. Schneller geht es natürlich im Ofen: bei 50 Grad gut 4 Stunden, dann sind die Zweige in der Regel trocken. Achten Sie darauf, dass sie sich auf dem Gitter nicht berühren. Außerdem sollte der Ofen nicht ganz zu sein, die Feuchtigkeit muss ja irgendwo hin. Den getrockneten Rosmarin dann am besten luftdicht aufbewahren.

Zum Einfrieren: Rosmarin zuerst unter fließendem Wasser waschen und trocken tupfen. Dann legen Sie die Rosmarinstängel am besten im Ganzen in die Tiefkühltruhe, verpackt in einem Plastikbeutel, und tauen nach Bedarf auf, was Sie brauchen. Er hält sich tiefgefroren zwar bis zu einem Jahr, aber büßt mit der Zeit einiges an Aroma ein. Je eher Sie ihn also verbrauchen, desto leckerer.

Für die Recyclinghelden unter Ihnen: Rosmarinzweige, die ihre Blätter verloren haben, können Sie wunderbar als Schaschlikspieße verwenden, das hat Stil und verbreitet ein Flair natürlicher Extravaganz, wenn Sie beispielsweise Ihr Gemüse so auf den Grill legen. Noch aromatischer wird es übrigens, wenn die Rosmarinzweige oben noch ein paar Blätter haben.

Rosmarin in der Küche ... ein Genuss

Sein intensiver Geschmack verzaubert die Sinne – in vielen Rezepten der mediterranen Küche ist Rosmarin der Hero. Und wenn Sie jetzt ausschließlich an Fleischgerichte denken, zu denen er zugegebenermaßen hervorragend passt, wollen wir Sie an dieser Stelle gerne ermuntern, ihm auch bei vegetarischen Rezepten eine Chance zu geben. Er wird Sie nicht enttäuschen. Wir haben da ein paar Vorschläge: zum Beispiel Zwiebel-Flammkuchen mit Feigen und Rosmarin, Erdbeer-Salsa mit Ingwer, Chili und Rosmarin, Rosmarinkartoffeln oder Rosenkohl-Kartoffelauflauf mit Rosmarin-Streuseln.

Salaten geben Sie mit Rosmarinöl eine besondere Note – schmeckt herrlich nach Meer. Oder versuchen Sie mal einen Käse vom Grill mit Nektarinen und Kräutern. Köstlich!

Das Süße zum Schluss: Auch bei Desserts macht Rosmarin eine gute Figur – die Ofen-Nektarinen mit Rosmarin-Streuseln sind einfach himmlisch lecker, sehr ausgefallen wird es mit dem Johannisbeer-Panna Cotta mit gewürztem Honig. Und für die Weihnachtsbäckerei haben wir hier ein tolles Rezept für Rosmarin-Plätzchen für Sie!

Lassen Sie sich den Rosmarin munden, Ihrer Gesundheit bekommt er auf alle Fälle. Guten Appetit!

Susanne Berndl
Freie Journalistin / München

Kräuter-Steckbrief Rosmarin

Herkunft
ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, heute fast auf jedem Balkon

Zugeschriebene Heilkräfte

  • appetitanregend
  • antibakteriell
  • ausgleichend
  • blutreinigend
  • durchblutungsfördernd
  • krampflösend
  • kreislaufstärkend
  • verdauungsfördernd

 

Aber hallo!

Rosmarin enthält pro 100 g:

Natrium 15 mg
Kalium 811 mg
Calcium 370 mg
Phosphor 20 mg
Magnesium 64 mg
Eisen 8,5 mg
Vitamin A (Retinol-Äquivalent) 92 μg
Vitamin E (Tocopherol-Äquivalent) 0,1 mg
B1-Vitamine (Thiamin) 0,1 mg
B2-Vitamin (Riboflavin) +
B3-Vitamin (Niacin) 1 mg
B6-Vitamin (Pyridoxin) +