tegut... Lebensmittel über Nachwuchs

Wenn abends im tegut… die Lichter ausgehen, wird es still in den Gängen. Dafür umso lebhafter in den Regalen. Endlich können sich die Lebensmittel ungestört unterhalten. Zum Beispiel über ihre überraschend verschiedenen Kinderstuben.

tegut... Filiale im Dunkeln mit Mond

Die ZWIEBEL aufgeregt: Hey Leute, habt ihr schon gehört? Wir haben Nachwuchs!

Die ARTISCHOCKE belehrend: Warst du schon wieder zu lange in der Sonne? Ich hab dir doch gesagt, dass deine Triebe von zu viel Sonnenschein wachsen. Immer schön schattig liegen, dann bleibst du auch rund und zwiebelig.

Die ZWIEBEL: Ich meine doch nicht AUSwuchs – sondern NACHwuchs: ein Baby! Von Tim und Annika, dem netten Pärchen, das jeden Samstag zum Einkaufen herkommt. Ist ihr allererstes, wie aufregend!

Den ROSENKOHL packt die Nostalgie: Hach, Einzelkind sein. Davon konnte ich ja nur träumen – meine Kinderstube war nämlich eine ziemlich belebte Rebe.

Die WEINTRAUBE verwundert: Was, DU bist an einer Rebe aufgewachsen?

Der ROSENKOHL: Jaaa, na ja, so ähnlich – jedenfalls musste ich mir mit meinen 56 Geschwistern einen Stängel teilen. Da war ganz schön was los, kann ich euch sagen … Tagein, tagaus wurde geplappert und gezappelt.

Die KIWI nicht ohne Stolz: Wusstet ihr eigentlich, dass ich quasi auch an einer Rebe aufgewachsen bin? Aber nicht irgendwie, sondern eng gekuschelt an einer Schlingpflanze. Mein Kinderzimmer befand sich in 10 Metern Höhe – deshalb bin ich heute auch 100 % schwindelfrei!

Die ARTISCHOCKE wortgewandt: Apropos, auch ganz ohne Schwindel: Ich bin eigentlich eine echte Blume!

Die ZWIEBEL unbeeindruckt zur ARTISCHOCKE: Bei dir artischockt mich eigentlich gar nichts mehr, meine Liebe. Aber gehörst du dann nicht eher in eine Vase statt ins Regal?

Die ARTISCHOCKE: Nein, nein, denn meine wunderschöne lila Blüte entwickelt sich erst, wenn ich nicht rechtzeitig geerntet werde. Wir haben uns genau zum richtigen Zeitpunkt getroffen: Denn jetzt bin ich am leckersten!

Die ERDBEERE: Das hätte ich ja nie gedacht – eine leckere Blume! Was auch kaum jemand denkt: Ich gehöre eigentlich zur Familie der Nüsse! Da staunt ihr, was?

Der KÜRBIS poltert frech in Richtung ERDBEERE: Und wieso heißt du dann nicht Erdnuss?

Die echte ERDNUSS ruft empört dazwischen: Ey Leute – der Name Erdnuss ist schon besetzt!

Die ERDBEERE zum KÜRBIS: Und warum heißt DU dann nicht Kürbeere? Denn du gehörst doch zur Familie der Beeren, wenn ich mich nicht irre?

Der KÜRBIS fragt ertappt: Woher weißt du das?

Die ERDBEERE antwortet überlegen: Von der Brombeere. Oder sollte ich lieber sagen: deiner Groß-Großcousine?

Der KÜRBIS echauffiert zur BROMBEERE: Und du, du müsstest dann folglich eigentlich Tratschbeere heißen!

Die BROMBEERE schaut nur kurz von ihrem Boulevardmagazin auf und zuckt unbeeindruckt mit den Schultern.

Die FRIKADELLE mischt sich bestens gelaunt ins Gespräch: Also, wo meine Pflanzen-Kinderstube war, ratet ihr nie – nämlich auf einer grünen Weide!

Die ZWIEBEL: Äh … du bist doch aber gar keine Pflanze.

Der FRIKADELLE mangelt es nicht an Selbstbewusstsein: Oh doch! In Bayern nennt man mich nämlich Fleischpflanzerl.

Die ZWIEBEL verwundert: Hä, wieso denn das?

Die BREZEL räuspert sich und erklärt: Als echter Bayer weiß ich’s: Der Name „Fleischpflanzerl“ kommt eigentlich vom altertümlichen Wort „Fleischpfannzelt“. Ein „Zelt“ hieß damals ein flacher Kuchen, den man in der Pfanne gemacht hat. Mit der Zeit wurde dann aus Fleisch-Pfann-Zelt eben unser Fleisch-Pflan-zerl.

Die FRIKADELLE: Genau! Und deshalb bin ich eine Pflanze, die sogar Kinder gerne essen – ich werde also bald zu Tim und Annika ziehen!

Da müssen alle kurz lachen. Und dann herrscht wieder Stille im tegut… Markt.