Neue Perspektiven entwickeln

Mut zum Neuen: Probier mal!

Anders-Denker haben es im Leben manchmal ziemlich schwer – aber warum eigentlich? Dabei entwickeln sich doch ganz neue Perspektiven, wenn man gewohnte Denkmuster verlässt.

Leerer Bahnsteig
Foto: Charles Forerunner Unsplash

1.     Um die Ecke denken
Was wir früher während langer Autofahrten als Kinder gespielt haben, hat inzwischen als ernst zu nehmende Technik die Wissenschaft ebenso erobert wie das Management: Denksportaufgaben.
Sie fördern Fähigkeiten, die man ganz dringend braucht, wenn man Probleme lösen will: um die Ecke denken und nichts für selbstverständlich halten. Ein Klassiker dieser Aufgaben ist die unten abgebildete: Verbinden Sie die neun Punkte mit vier geraden Linien, ohne den Stift abzusetzen. Das geht – wortwörtlich – nur mit „thinking out of the box“.

2.      Geschmacksdetektive: den Aromen auf der Spur
Ein Spiel, bei dem die ganze Familie neue Erfahrungen mit Lebensmitteln macht, ist der „Sinnesparcours“: Mit verbundenen Augen identifizieren Sie Kräuter, Obst, Gemüse oder Gewürze, deren Geschmack, den Geruch, die Konsistenz. Dafür brauchen Sie nur eine Augenbinde und eine Reihe mundgerechter Portionen. Fair Play ist natürlich Voraussetzung: Niemand soll Unangenehmes probieren – oder Dinge, die er nicht mag.
Den Geruchssinn kann man mit Currygewürz oder Kräutern auf die Probe stellen. Auch die Ohren sind gefragt: Ein
Hörerlebnis stellt sich ein, wenn alle gleichzeitig in einen Apfel beißen oder knackige Nüsse zerkauen.
TastErlebnisse haben Sinnesforscher, wenn sie Oberflächen von Nüssen, Rosinen oder Quitten fühlen, entweder mit der Zunge oder in einem Beutel versteckt mit den Händen.

3.      „Ja aber…“ ist das schlechtere Nein
Ach, es gibt so vieles, das wir gern mal täten, oder? Das wir irgendwann versäumt haben. Das zu gewagt schien, zu gefährlich. Und jetzt haben wir uns eingerichtet im Alltag, haben Familie, einen Job, Verpflichtungen. „Ja, aber …“ ist eine Antwort, mit der wir gelernt haben, die Sehnsüchte abzubügeln.
Es gibt drei Fragen, die sowohl im Selbstgespräch als auch in der Diskussion mit Freunden und Partnern Bewegung in die Sache bringen. Die Antworten, die auf der Prioritätenliste immer wieder ganz oben stehen, sollten wir jedenfalls nicht ignorieren. Vielleicht geht es ja doch anders, und wir haben nur den Weg noch nicht gefunden?
Hier sind sie, die drei Fragen:
Was würdest du tun, wenn du keine familiären Verpflichtungen hättest?
Was würdest du tun, wenn dir jemand genug Geld zum Leben gäbe und du tun und lassen könntest, was du willst?
Was würdest du tun, wenn du ohne Druck einfach das lernen könntest, was dich interessiert und begeistert?

4.     Bitte einmal „mit ohne“
Ende Februar beginnt die Fastenzeit. Jede Religion kennt solche Phasen. Sie dienen dazu, dass die Menschen sich durch Verzicht auf besondere spirituelle Ereignisse vorbereiten. Aber auch, wer nicht religiös ist, kann diese Zeit nutzen für die Frage „Was wäre, wenn …“ und für eine Weile auf Gewohnheiten verzichten – es muss ja nicht Essen sein. Die Evangelische Kirche lädt seit Langem dazu ein mit ihrer Aktion „7 Wochen ohne“ (7-wochen-ohne.de). Wir können ja einen ganz individuellen Verzicht wählen. Vielleicht legen wir für ein paar Tage oder Wochen das Smartphone in die Schublade. Lassen das Auto stehen und fahren mit dem Rad zur Arbeit. Trinken nicht jeden Abend ein Glas Wein oder Bier. Atmen erst mal tief durch und gehen dann nicht in die Luft, wenn wir uns ärgern. Einfach mal etwas anders machen. Und wer weiß, vielleicht wollen wir danach gar nicht mehr zurück in alte Gewohnheiten, sondern gehen einen anderen Weg?

5.     Möchte ich in deiner Haut stecken?
Wir alle haben unsere Rollen – in der Familie, im Job, im Freundeskreis. Wir sind zum Beispiel Mutter, Vorgesetzte und die Kümmerin. Oder kleiner Bruder, Mathe-Ass und Rumkommandierer. Und so weiter. Dass die Welt aus der Perspektive der anderen in diesem Geflecht ganz anders aussieht und es nicht nur eine Wahrheit gibt – das ist eine spannende Erfahrung, die sich mit einem kleinen, spielerischen Rollentausch machen lässt. Zum Beispiel sonntags in der Familie: Alle paar Wochen bekommt jeder einen Tag, an dem er oder sie mit einem anderen Familienmitglied die Rolle tauscht. Vorab definiert man gemeinsam die Spielregeln, und dann geht’s los: Was unternehmen wir heute, was gibt es zu essen, welches TV-Programm gucken wir, wann ist Schlafenszeit für wen? Lustige Kinderbücher zum Thema: Katharina Grossmann-Hensel: „Eltern richtig erziehen“ (A. Betz Verlag, 12,95 Euro), Hera Lind: „Der Tag, an dem ich Papa war. Eine Vorlesegeschichte“ (Kindle-Edition, 2,99 Euro)