Einkaufszettelpoesie Nr. 31

Einkaufszettel sagen einiges über Menschen aus, über ihre Neurosen, Vorlieben oder ihren Sinn fürs Sparen.

Einkaufszettel auf rosa Hintergrund

Gibt es wohl ein Fremdwort für den Drang, immer nur gerade Zahlen zu benutzen? Es gibt ja heute für alles eine Diagnose und einen wohlklingenden Begriff, der jede Petitesse gleich viel interessanter klingen lässt. Noch interessanter ist natürlich die Frage nach dem Grund dafür. Warum muss alles durch 2 teilbar sein? Weil „sharing“ – also teilen – mega-in ist?

Also Rosenkohl, Schwarzwurzeln und bestimmt auch Toilettenpapier sind Dinge, die wollen viele gar nicht geteilt bekommen. Weil Zweisamkeit so schön ist? So wie bei Erbsen und Möhren, die ja auch oft nur als Duo auftreten? Doch spätestens beim Porree wird diese Theorie entwurzelt.

Kabbala, also die jüdische Zahlenmystik, könnte auch ein Ansatz sein, aber da müsste man jemanden kennen, der sich damit auskennt. Hat jemand die Nummer von Madonna, die soll sich ja viel damit beschäftigt haben? Vielleicht ist es ja eine Vorliebe für die geschwungenen Rundungen, wie bei der „2“ und der „6“, doch spätestens die „4“ schreddert auch diese Erklärung wie geschnittene Pilze.

Einkaufszettel auf kariertem Blatt
Einkaufszettel gefunden in der tegut… Filiale in Erfurt.

Eine Urangst vor ungeraden Zahlen könnte natürlich auch der Grund für dieses vorratsbildende Einkaufsverhalten sein, aber da lassen wir mal fünfe gerade sein und vergessen das schnell wieder.

Es mag natürlich auch purer Zufall sein, aber spätestens bei 4 x Margarine klingt auch das unglaubwürdig, sodass wir es mit Zewa von der Rolle wegwischen. Vielleicht nennen wir es einfach Sparfuchstum. Denn wir sparen ja nicht nur Geld, wenn wir die richtigen Angebote bei tegut… rauspicken, wir sparen uns auch so manchen Einkauf und all die ganzen ungeraden Zahlen sparen wir uns auch.

Von Dirk Henkelmann