Einkaufszettelpoesie Nr. 32

Einkaufszettel sagen einiges über Menschen aus, über ihren Geruchs-, Familien- und Unsinn.

Grüner Einkaufszettel auf orangefarbenem Grund

Die mit Vogelfutter gut versorgten Spatzen pfeifen es von den Dächern! Weihnachten kommt in freudvollen Schritten näher.

Das an sich ist schon eine frohe Nachricht, denn somit steht auch die Zeit der Familienzusammenkünfte vor der Tür. Oma, Opa, gerne auch noch mit einem „Ur-“ davor, Kinder, Tanten und noch so einiges Weitere an Patchworkzutaten werden sich am Tische versammeln, reden, essen, spielen, erzählen, lachen, frohlocken, zetern, philosophieren, diskutieren, kurz wegdämmern, nach Nachschlag und mehr Wein rufen, alte Kamellen auflutschen, neue dazulegen und so manch anderes noch. Es wird ein Fest!

Aber bis es so weit ist, müssen natürlich noch einige Vorbereitungen getroffen werden. Geputzt, gesaugt, geaufräumt und natürlich gebacken. Also hinein in die Küche, Butter, Marzipanrohmasse, Lebkuchengewürz aus der Einkaufstasche auf den Tisch und alles andere aus Vorratsund Kühlschränken. Das traditionelle Backspektakel füllt Tüten und Schalen voller Kekse und Lebkuchen, die die Wohnung in eine duftende Oase der Freude verwandeln.

Süßlichwarme Duftschwaden schlängeln sich durch die Räume, den Adventskranz und die festliche Deko und legen sich über alles wie eine daunigweiche Decke. Eine Decke des Friedens, der Liebe und der Nähe. Es sei denn, wir haben vergessen, die Leckereien aus dem Ofen zu holen. Da funktioniert die ganze Duftnummer zur präventiven Deeskalation der Familienbande natürlich nicht so gut.

Dann sollte man ein paar Deko-Pilze zur Verfügung haben, denn die sind je nach Größe für fast alles nutzbar. Die kleinen kann man als Geruchsstopper in der Nase platzieren, die mittleren eignen sich für eine spontane Jongliervorführung zur Ablenkung und die großen kann man als Ultima Ratio den dann immer noch möppernden Verwandten elegant in den Mund knebeln. Das ist dekorativ, sorgt für Ruhe und für ein legendäres Weihnachtsfest, von dem nicht nur die fröhlichen Spatzen auf dem Dach noch lange berichten werden.

Von Dirk Henkelmann