Von coolen Möhren und schlafenden Kartoffeln

Als wäre der Anbau von Möhren und Kartoffeln in höchster Bio-Qualität nicht schon aufwendig genug: Um das Gemüse aus der Region das ganze Jahr über knackig frisch anbieten zu können, etablierten die Schwabs mit den Remlinger Rüben eine Liefergemeinschaft in Mainfranken.

Drei Menschen auf grünem Feld
„Es war für uns von Anfang an klar, dass Bio die einzige Art für uns ist, Landwirtschaft zu betreiben“, sagt Ines Schwab (r.) | Foto: Simeon Johnke

Zu zwei Meter hohen Türmen bauen sich die vollgepackten Gemüsekisten auf. Stapel reiht sich an Stapel. In wenigen Stunden werden 33 Paletten mit Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln auch den letzten Platz im Sattelzug füllen und ihren Weg ins tegut… Zentrallager nach Fulda antreten. Noch sind sie nicht komplett und so rattern im Hintergrund lautstark die Sortier- und Abpackanlagen. Tonnenweise werden geerntete Karotten, Zwiebeln und Kartoffeln hineingefüllt, um am Ende sauber und verpackt hinauszugelangen.

Bio-Landwirt Thomas Schwab

Mitten im Geschehen und stets den Überblick wahrend: Thomas Schwab, seit knapp 30 Jahren Bio-Landwirt im unterfränkischen Remlingen. Zwischen Traktor, Büro und den beiden Produktionshallen des Betriebs befindet sich sein Arbeitsplatz. Das Taschenmesser immer griffbereit, um die Qualität angelieferter Kartoffeln jederzeit mit einem Blick ins Innere zu begutachten.

Mann schneidet in Kartoffel
Schneller Qualitätscheck per Taschenmesser. | Foto: Simeon Johnke

An der Sortiermaschine hilft er kurzerhand, Zwiebeln per Hand von Schalenresten zu befreien. Und am Nachmittag, wenn nach einigen Regentagen etwas Wasser aus dem lehmigen Boden gewichen sein wird, erwartet ihn die Möhrenernte.

Thomas Schwab und seine Frau Ines, die den Hofladen leitet, haben sich in dem von Feldern und Windrädern umgebenen Dorf nahe Würzburg mit den „Remlinger Rüben“ einen Namen im Bio-Gemüseanbau gemacht. Das Ehepaar kultiviert heute nicht nur Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln nach ökologischen Standards. Sie kaufen die Erzeugnisse auch von 20 Bio-Landwirtschaftsbetrieben aus der Region an, um sie vor allem für tegut… zu lagern, zu reinigen und zu verpacken. „Die Anlagen dafür kann sich kein Betrieb alleine leisten“, sagt Thomas Schwab. Gemeinsam bringen sie es jedes Jahr auf 1.700 Tonnen Möhren, 600 Tonnen Zwiebeln und 2.800 Tonnen Kartoffeln.

Schlafende Kartoffeln

Ein Teil der Erträge gelangt im Herbst direkt in die tegut… Filialen. In der Sortieranlage transportieren Bänder die Kartoffeln schonend nach oben. Auf ihrem Weg hinab durch das Maschinenlabyrinth werden Steine aussortiert, die Kartoffeln gereinigt und in Größen unterteilt. Beschäftigte schauen sich jede Knolle an und prüfen sie auf Mängel.

Kartoffeln in einer Maschine
Vorletzte Station in der Sortier- und Aufbereitungsmaschine. Gleich werden die gesäuberten Kartoffeln verpackt. | Foto: Simeon Johnke

Die Karotten erwartet derweil zwei Tage nach ihrer Ernte erst einmal die „Waschmaschine“. Nach zwei Wasserbädern in der Trommel ist kein Krümel Erde mehr zu sehen. Mitarbeitende inspizieren auch hier jedes Exemplar. Schließlich sollen keine Möhren in den Verkauf gelangen, an denen Mäuse geknabbert haben.

Hängende Karotten mit Erde
Der Karottenroder ist der wichtigste Erntehelfer. Im Betrieb von Thomas Schwab werden pro Jahr 1.700 Tonnen Möhren verarbeitet. | Foto: Simeon Johnke

 Damit Kundinnen und Kunden auch viele Monate nach der Ernte noch frisches und regionales Bio-Gemüse kaufen können, lagert Thomas Schwab es in großen Holzkisten in Kühlräumen ein. Während die Möhren knapp über dem Gefrierpunkt knackig bleiben, verbringen die Kartoffeln die ersten Wochen bei zwölf Grad Celsius, sodass ihre Schale aushärtet. „Dann senken wir die Temperatur langsam auf vier Grad ab. Die Kartoffeln sind dann eingeschläfert. Sie gehen in Keimruhe“, sagt er. Aber sind sie nach Monaten der Lagerung wirklich noch ein Genuss? „Der Geschmack baut sich nicht ab“, versichert Thomas Schwab. „Gut gelagerte Kartoffeln schmecken im Mai viel besser zu Spargel als schnell gewachsene Frühkartoffeln aus dem Mittelmeerraum.“

Gute Nacht: Zum Einlagern werden die Kartoffeln in große Holzkisten gefüllt. Weil die Knollen sehr lichtempfindlich sind, springt beim Betreten der Halle ein spezielles grünes LED-Licht an. | Foto: Simeon Johnke

Von der Sonne geküsst

Insgesamt 25 Beschäftigte zählen zum Betrieb, der ganzjährig läuft. Auch die nächste Generation hilft mit: Selma, die mittlere von drei Töchtern der Schwabs, hat kürzlich ihr Studium in Öko-Agrarmanagement beendet. Auf den elterlichen Äckern erforschte sie für ihre Abschlussarbeit, wie sich die sparsame Methode der Tröpfchenbewässerung der Gemüsepflanzen rentabel einsetzen lässt. Ein wichtiges Thema in Zeiten des Klimawandels, dessen Folgen die Bäuerinnen und Bauern in Mainfranken heute schon stärker spüren als in anderen Teilen der Bundesrepublik.

Wasser ist hier ein knappes Gut. Dass die Region ein sonniges Fleckchen in Deutschland ist, beschert dem Gemüse aber auch einige Vorzüge, denn das Sonnenlicht lässt es gut gedeihen. Zudem ist die Region mit schweren Lehmböden gesegnet, die Nährstoffe ideal speichern. „Die bringen dem Gemüse einfach viel mehr Geschmack als Sandböden“, erklärt Thomas Schwab.

Traktor mit Mann auf Feld
Bevor die Karotten aus dem Boden geholt werden, müssen erst die Tropfschläuche vom Feld entfernt werden. | Foto: Simeon Johnke

Bio Landwirtschaft aus Überzeugung

Ihre Böden mit Pestiziden zu belasten und mit Kunstdünger aufzupäppeln, kam für ihn und seine Frau noch nie infrage. „Es war von Anfang an klar, dass Bio die einzige Art für uns ist, Landwirtschaft zu betreiben“, sagt Ines Schwab. Aus Überzeugung und auch, weil sie sich dem Credo „Wachse oder weiche“, das für den Strukturwandel im Agrarsektor steht, nicht unterwerfen wollten.

Damit die Böden nach dem zehrenden Gemüseanbau wieder an Kraft gewinnen, tauschen sie ihre Äcker mit Getreideanbauenden und säen Gründüngungspflanzen, die Stickstoff in die Erde bringen. Auch den Schädlingen geht es natürlich ans Fell. „Mäuse können ein ganzes Möhrenfeld plattmachen. Die knabbern die Möhren oben an und so können wir sie nicht verkaufen“, sagt Thomas Schwab. Einen halben Meter tiefe Gräben schützen ringsum seine Felder vor Mäusen. „So sind die Felder geschützt wie ein Hochsicherheitstrakt“, sagt der Bio-Landwirt.

Remlinger Rüben bei tegut...

Seit über 20 Jahren beziehen wir neben Möhren insbesondere Kartoffeln unserer Marke tegut… Bio in Demeter- bzw. Bioland- Qualität. Die Speisekartoffeln sind in Papiertüten verpackt und sortiert nach den Kochtypen festkochend, vorwiegend festkochend und mehligkochend.

Bio-Kartoffeln bei tegut... in Verpackung

Von Kerstin Smirr