tegut… Ihr Supermarkt für gute Lebensmittel

30 Jahre Bio-Lebensmittel aus Überzeugung

Interview mit Thomas und Wolfgang Gutberlet

Thomas und Wolfgang Gutberlet

Bio-Lebensmittel in den tegut... Lebensmittel Supermärkten

Seit 30 Jahren werden in den tegut… Supermärkten Bio-Lebensmittel angeboten. „Wir sind heute ein bedeutender Bio-Supermarkt, der auch noch anderes verkauft“, sagt der Altvorstand Wolfgang Gutberlet. Immerhin tragen Bio-Lebensmittel, wie Bio-Obst, Bio-Gemüse, Bio-Fleisch, Bio-Wurst, Bio-Backwaren und Co. bereits zu mehr als 23 % des Umsatzes bei. Das Thema Bio ist seit Beginn der 80er zu einem festen Bestandteil der Unternehmensphilosophie geworden. „Wir werden diesen Weg kontinuierlich weitergehen“, sagt auch sein Sohn Thomas Gutberlet, tegut… Vorstandsvorsitzender.

Herr Gutberlet, was hat Sie persönlich dazu veranlasst, vor 30 Jahren Bio-Lebensmittel ins Sortiment aufzunehmen, und mit welchem Bio-Produkt haben Sie begonnen?

Wolfgang Gutberlet: Ich hatte einen Bauernhof in der Rhön mit ein wenig Landwirtschaft übernommen. In der Zeit kamen dann auch nach und nach unsere fünf Kinder zur Welt – beides zusammen hat mich stärker damit beschäftigen lassen, wie es eigentlich um unsere Ernährung steht. Wir haben den Hof erweitert, eigene Kühe und eine eigene Getreidemühle angeschafft. Kurze Zeit danach habe ich das Hofgut in Sassen kennengelernt – das war meine erste Begegnung mit der Bio- Landwirtschaft nach Demeter-Richtlinien. Dort habe ich erfahren, was es bedeutet, biologisch- dynamisch zu wirtschaften und auch wie die Menschen auf so einem Hof miteinander umgehen. Das Brot vom Hofgut Sassen war unser erstes Bio-Produkt, den wir ins Sortiment genommen haben.

Wie kam Ihr Bemühen, in den Supermärkten plötzlich Bio-Lebensmittel anzubieten, damals bei Ihren Mitarbeitern an?

Wolfgang Gutberlet: Als die ersten Alnatura-Produkte in den Regalen standen, waren viele Mitarbeiter der Meinung, dass sie sich sowieso nicht verkaufen werden. Also haben wir Bio-Seminare für unsere Mitarbeiter angeboten, um mehr Wissen über die Bio-Landwirtschaft und das Besondere der Bio-Lebensmittel zu vermitteln. In den Anfangsjahren habe ich viel Widerstand überwinden müssen. Heute haben wir bei tegut… ein umfangreiches Wissen zum Thema Bio angereichert, und inzwischen können sich unsere Mitarbeiter tegut… nicht mehr ohne Bio-Produkte vorstellen. Es zeigt sich, dass für diese Überzeugungsarbeit eine gewisse Beharrlichkeit gar nicht schlecht war.

Wie viele Bio-Produkte verkaufen Sie heute?

Wolfgang Gutberlet: Unsere Supermärkte halten heute bereits über 3.000 verschiedene Bio-Produkte bereit. Dabei zählen wir nur die reinen Bio-Lebensmittel – nicht die Naturkosmetika oder ein Buch, in den das Wort Bio oder Öko erwähnt ist. Besonders stark sind wir im Bereich der Frische, also Bio-Obst und Bio-Gemüse, Bio-Fleisch und Bio–Wurst sowie Bio-Brot und Backwaren. Einen großen Teil hierzu tragen unsere Produktionsbetriebe herzberger Bäckerei und kurhessische fleischwaren fulda, kurz kff, bei. Beide Betriebe sind im Qualitätssegment Marktführer in Deutschland. Ihre Produkte werden auch von Bio-Supermärkten und Marktketten nachgefragt.

Wie sehen Sie die Entwicklung im Bio-Sortiment bei tegut… für die Zukunft? Gibt es eine Prozentzahl, die Sie anpeilen?

Wolfgang Gutberlet: Unser Ziel ist es, den Menschen gute Lebensmittel zu ermöglichen. Als Händler haben wir die Aufgabe, unsere Kunden mit ausreichender Menge und vor allem mit Qualität zu versorgen. Wir wollen jedes Jahr ein Stück besser werden, um immer bessere Lebensmittel zu verkaufen. Wobei das eine Gemeinschaftsaufgabe zwischen uns und unseren Kunden ist, die ja auch in den vergangenen 30 Jahren erheblich zu dem heutigen Erfolg beigetragen haben.

Thomas Gutberlet: Wir sollten nicht in eine Euphorie verfallen und mit Zahlen spekulieren. Wichtig ist, dass wir weiterhin saubere Arbeit leisten; dass wir bei manchen Produkten regionaler werden noch bessere Qualitäten hinbekommen.

Warum braucht der Mensch überhaupt Bio-Lebensmittel, die unter kontrolliert ökologischen Bedingungen erzeugt werden?

Wolfgang Gutberlet: Aus meiner Sicht nimmt der Mensch aus einem Lebensmittel – egal ob Pflanze oder Tier – Kräfte auf, die er anschließend weiter verwandelt. Und wir Menschen brauchen diese Kräfte, damit wir etwas leisten können. Also stellt sich doch die Frage, welche Kräfte möchte ich aufnehmen. Ein Tier, das natürlich heranwächst, hat eine andere Lebenserfahrung gemacht als ein Tier, das in einem engen Stall, im Halbdunkeln, ohne genügend Licht vor sich hin vegetiert, andauerndem Stress ausgesetzt ist und das mit Medikamenten behandelt wird. Dieses Tier kann keine inneren Kräfte entwickeln. Wir benötigen Äpfel, die „äpfeliger“ und Getreide, das „getreidiger“ ist und nicht synthetische, verzerrte Produkte als LebensMittel.

Thomas Gutberlet: Bio ist eben nicht nur besser, weil es bestimmte Spritzmittel wie Pestizide nicht enthält, sondern weil diese Bio-Lebensmittel deutlich mehr Energie und wertvolle Informationen wie auch analytisch nachweisbare Inhaltsstoffe liefern. Insofern ist es wichtig, die Bio-Landwirtschaft zu fördern, denn Bio ist eindeutig sinnvoller für den Menschen und seine Ernährung und eben auch für die Erde und das globale Klima, denn durch die vermehrte Humusbildung wird deutlich mehr CO2 gebunden. Langfristig wird nur eine ökologische Landwirtschaft gewährleisten, dass alle Menschen ernährt werden können.

Inzwischen ist das Thema Bio in Deutschland zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Worauf muss ein Lebensmittelhändler wie tegut… heute achten, wenn er Bio-Lebensmittel anbietet?

Wolfgang Gutberlet: Die Frage ist, ob wir Bio verkaufen wollen oder lediglich den Begriff, also ob Schein oder Sein. Hinter einem guten Bio-Produkt stehen lange und intensive Gespräche direkt mit den Landwirten, z.B. mit denen des Rhöner Biosphärenrind e.V., die uns bereits 25 % des kff Bio-Rindfleisches liefern, uns ein Qualitätssicherungssystem, in das viel Wissen und auch Geld investiert wird, hier arbeiten wir unter anderem mit dem Qualitätsforschungsinstitut KWALIS zusammen, das für uns pro Jahr zum Beispiel Rückstandsuntersuchungen bei 300 bis 400 Obst- und Gemüse- Proben durchführt.

Thomas Gutberlet: Wir als Händler stehen heute gerade im Bereich der Bio-Lebensmittel vor der Aufgabe, die Landwirtschaft zu fördern. Dazu gehört aus meiner Sicht ebenso der faire Handel, nicht nur mit den Ländern des Süden, sondern vor allem auch mit den deutschen Landwirten in der unmittelbaren Region. Öko und Fair müssen Hand in Hand arbeiten. Das ist bereits jetzt eine wichtige Aufgabe, und sie wird es auch in Zukunft sein.

von Online-Redaktion