KräuterGut - der Kräuterladen in Nürnberg

Königin der Kräuter

Von Klassikern wie Petersilie bis zu Exoten namens Hexenfinger: Tanja Dworschak-Fleischmann vom fränkischen KräuterGut setzt konsequent auf Bioland-Qualität – und lässt nichts unversucht, den Anbau noch umweltfreundlicher zu gestalten. Ein Rundgang durchs grüne Reich.

Die Besitzerin der Gewächshausanlage, die gerade für die Kamera posiert und dabei zwei Kräutertöpfe in der Hand hält.
Tausende Töpfe verschmelzen im Gewächshaus zu einem grasgrünen Teppich. „Kräuter sind einfach meine Passion“, sagt Tanja Dworschak-Fleischmann, die den Hof in fünfter Generation führt. Foto: Simeon Johnke

Ob Thai-Basilikum mit seiner anis-zimtigen Note, erfrischende marokkanische Minze oder das würzige Käsekraut aus Vietnam: Die Aromen dieser Welt haben ihr Zuhause in Kraftshof nahe Nürnberg. Unter den weiten Glasflächen zweier riesiger Gewächshäuser gedeihen bis zu 240 Kräutersorten – je nach Saison und Kundenwünschen. Tanja Dworschak-Fleischmann kennt jede einzelne Pflanze inklusive ihrer Geschmacksnote: „Kräuter sind einfach meine Passion.“

In fünfter Generation führt sie den Hof im sogenannten Knoblauchsland. Im Dreieck zwischen Fürth, Nürnberg und Erlangen prägt der Gemüseanbau seit Jahrhunderten das Bild. 1994 entschied Tanja Dworschak-Fleischmann, auf Bio-Kräuter umzustellen. Dafür braucht es wenig Fläche in einem Gebiet, in dem landwirtschaftliche Betriebe mit Industrie und Wohnungsbau um den knappen Raum konkurrieren. „Wir nutzen jeden Quadratzentimeter“, sagt sie.

Die Not machte sie und ihren Vater erfinderisch. Zunächst starteten sie versuchsweise, Kräuter auf übereinanderliegenden Etagen anzubauen. Mit Erfolg. „2015 haben wir das erste moderne Doppelstock-Gewächshaus in Europa gebaut“, erzählt sie. Inzwischen wächst das KräuterGut außerhalb der Grenzen des Knoblauchslandes. Neuerdings produziert die Gärtnermeisterin Bio-Kresse und einen Bio-Kresse-Mix in einem spezialisierten Betrieb in Kitzingen.

Doch zurück nach Kraftshof. Dort reckt gerade ein Evergreen – das Basilikum – seine Stängel in die Höhe. Tausende Töpfe verschmelzen zu einem grasgrünen Teppich. „Durch die Bauweise ist das Gewächshaus hochenergieeffizient“, erklärt Tanja Dworschak-Fleischmann. Die Abwärme ihres Blockheizkraftwerks sorgt selbst im Winter für Temperaturen über 20 Grad. Ideale Bedingungen für die Kräuter, die Licht und Wärme zum Wachstum benötigen. Das Regenwasser, das auf das Glasdach prasselt, nutzt die Gärtnerei zum Gießen. Was aus den Töpfen rinnt, wird dank eines geschlossenen Kreislaufes gefiltert und wiederverwendet.

Kuscheln in der Keimkammer

Zwischen drei Wochen und einem Jahr – je nach Wachstumsgeschwindigkeit – gedeihen die Kräuter. „Unsere Pflanzen sind sehr stabil, weil sie bei uns überdurchschnittlich lange stehen“, sagt die Chefin. Viele Sorten wie Basilikum und Petersilie werden maschinell in Töpfe ausgesät. Für sie wird es in der beheizten Keimkammer erst einmal kuschelig. Zeigen sie nach wenigen Tagen ihre Fühler, dürfen sie hinaus ins helle Gewächshaus. Dort rollen sie auf mobilen Tischen weiter und werden zum Abhärten kühleren Temperaturen ausgesetzt. Im Doppelstock-Gewächshaus geht es für das Basilikum zum letzten Wachstumsschub auf die obere der beiden Etagen. Auf Rinnen platziert, erhalten die Pflanzen mehr Abstand zueinander und können ihre Stängel weiter ausstrecken. Den Platz im zweiten Treibhaus teilt sich die Petersilie mit exotischen und seltenen Küchen- und Heilkräutern. Hexenfinger, Puerto-Rico-Oregano, Zitronenkraut, Blutampfer und zig Minzsorten: Tanja Dworschak-Fleischmann baut an, was Sternerestaurants und Menschen, die gerne kochen oder gärtnern, nachfragen. Natürlich immer in bester Bioland-Qualität. Ihr Liebling? „Das ist der Society Garlic. Er schmeckt nach Knoblauch, aber man riecht nicht danach. Perfekt für Kräuterbutter. Die violetten Blüten sind essbar und sehen so schön aus“, schwärmt sie.

Mehr als 60 Mitarbeitende sorgen dafür, dass alles rundläuft. „Jeder Topf geht mindestens viermal durch unsere Hände“, erzählt Tanja Dworschak-Fleischmann. Ein Teil ihrer Belegschaft sind Menschen mit einer Behinderung oder die auf dem Arbeitsmarkt nur schwer eine Stelle finden. Drei ihrer vier Söhne unterstützen sie in Technik, Logistik und Produktion, während sie sich um die Vermarktung und Qualitätssicherung kümmert. Nebenbei hält die Landwirtin einige Rinder und Schafe auf ihrem „Gut Aiderbichl“, wie sie ihren privaten Gnadenhof nennt.

Bio bedeutet für Tanja Dworschak-Fleischmann, schonend mit den Ressourcen umzugehen, die die Natur bietet. Stetig sucht sie nach Verbesserungspotenzial, aktuell testet sie mit einem Start-up Pflanztöpfe aus Hanf, die sich kompostieren lassen. Bei der Verpackung hat sie Plastik schon länger verbannt. Ihre Kräuter verlassen den Hof in Papier eingehüllt. Aus FSC-zertifiziertem Material natürlich, also aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Für ihr Engagement erhielt sie 2023 den Klimapreis des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums.

Zum Wohl von Mensch und Natur

Statt tierischem Dünger wie Hornspäne und Knochenmehl gelangen inzwischen nur noch pflanzliche Mittel zur Kräftigung an die zarten Wurzeln ihrer Schützlinge – ganz nach den Anforderungen des bio-veganen Anbaus. Was sie zur Umstellung brachte? Das Gespräch mit ihren Kundinnen und Kunden, die sich vegan ernähren und sich bei ihrem Hofverkauf mit vitaminreichen Gräsern eindeckten. „Ich möchte meine Produkte allen ehrlich anbieten können“, sagt Tanja Dworschak-Fleischmann. Außerdem setzt sie auf Nützlinge wie Florfliegen und Raubmilben, die sich von Schädlingen ernähren und die Kräuter vor einem Befall schützen. So benötigt sie weniger ökologische Pflanzenschutzmittel, um etwa Läuse zu bekämpfen. „Ich habe erst erfolgreich Bio produziert, als ich verstanden habe, dass Vorbeugen besser ist, als Symptome zu behandeln“, zeigt sie sich überzeugt.

6,5 Millionen Töpfe verlassen jährlich das KräuterGut. Einige Tausend werden es auch an diesem Tag sein. Sobald die Bestellungen ihrer Kundinnen und Kunden um die Mittagszeit eintreffen, beginnen Mitarbeitende direkt mit dem Verpacken der Kräutertöpfe. Noch am gleichen Tag machen sich die Pflanzen per Lastwagen auf den Weg. Am Lenkrad sitzt übrigens die Chefin auch schon mal gerne selbst. „Das Lkw-Fahren ist einfach meins. Da bin ich die Heldin vom Feld“, sagt sie lachend.  

 

KräuterGut bei tegut...

Seit vielen Jahren bezieht tegut… Topfkräuter in Bioland- Qualität vom KräuterGut. Je nach Saison sind Minze, Basilikum, Rosmarin, Schnittlauch, Petersilie sowie ein Topf mit gemischten Kräutern im Angebot. Seit Kurzem gehört auch Bio-Kresse zum Sortiment. Die Papierverpackungen sind FSC-zertifiziert und bestehen zu 100 % aus nachwachsenden Rohstoffen.

 

Text: Kerstin Smirr