Chilli: Glückshormone

Interview mit einer Chili

Ein Gespräch mit einer Chili – der scharfen Schote über Glückshormone, Hexenschuss und Pfeffer.

Gezeichnete Chilli
Foto: Shutterstock

Marktplatz: Schön, Sie kennenzulernen. Ich hoffe, Sie verstehen, dass ich Ihnen lieber nicht die Hand gebe.
Chili: Feigling!

Marktplatz: Ich hab mir schon mal ganz schön die Hände verbrannt beim Chilischneiden.
Chili: Hihi! Selber schuld, denn mittlerweile weiß ja eigentlich jeder, dass man einfach Handschuhe tragen oder sich gründlich mit Öl oder Alkohol die Hände waschen muss, um mein Capsaicin, das die Schärfe verursacht, loszuwerden.

Marktplatz: Weil es nicht wasserlöslich ist, das weiß ich jetzt auch. Kann das eigentlich noch was anderes außer höllisch scharf sein?
Chili: Klaro. Erstens verursacht es die Ausschüttung von Glückshormonen – deshalb mögen so viele Leute scharfes Essen. Und zweitens ist es eine medizinische Wunderwaffe, zum Beispiel als Pflaster gegen Hexenschuss, bei Migräne oder Nervenschmerzen – und es hilft beim Abnehmen, heißt es, weil die Kalorienverbrennung angekurbelt wird.

Marktplatz: Oder weil einem vor Schmerz der Appetit vergeht.
Chili: Jetzt hören Sie doch mal auf zu heulen! Es gibt über 350 Sorten, da gibt es auch mildere Varianten. Die meiste Schärfe steckt übrigens in den Kernen und den Samenscheidewänden. Wenn man die beim Kochen weglässt, wird’s auch nicht so scharf.

Marktplatz: Statt einer ganzen Schote tut’s ja auch eine Prise Cayennepfeffer.
Chili: Langweiler! Übrigens, Cayennepfeffer hat gar nichts mit Pfeffer zu tun, das sind einfach gemahlene Chilis der Sorte Cayenne. Wir sind also Paprikasorten, und das Wort Paprika kommt vom serbischen Wort pàpar beziehungsweise dem lateinischen piper, was beides Pfeffer bedeutet. Daher kommen auch meine Namen Peperoni oder Pfefferoni.

Marktplatz: Und Sie sind ja auch eine gute Alternative zum Pfeffer.Chili: Das dachte sich Kolumbus damals auch, deshalb hat er mich aus Mittelamerika mit nach Europa gebracht. Aber jetzt mal unter uns, Pfeffer ist was für Weicheier. Wenn man mich in einer elektrischen Mühle zerkleinert, muss man eine Schutzbrille tragen, weil das Capsaicin mit der Luft wirkt wie Tränengas. Da kann der Pfeffer sich gehackt legen.

Marktplatz: Letzte Frage: Chili con oder sin carne?
Chili: Egal, Hauptsache scharf!

Rezept Chilipaste

Chilipaste im Glas
Foto: : tegut… Kochwerkstatt

Zutaten für 1 Twist-off-Glas (ca. 440 ml) – feine Schärfe, toll zu Gegrilltem

  • 1 Glas gegrillte Paprika (ca. 270 g)
  • 5 rote Chilischoten
  • ½ Tl Schwarzkümmel ⋅
  • ½ Tl Senfkörner
  • 1 Knoblauchzehe
  • 15 g frischer Ingwer
  • 4 El Olivenöl
  • 2 El Röstzwiebeln
  • 1 El Tomatenmark
  • 1 El Honig
  • ¼ Tl Kardamom
  • ½ Tl Kreuzkümmel
  • Prise Salz

Zubereitung Chilipaste

  1. Paprika abtropfen lassen, Chilis waschen, putzen, beides fein hacken. Schwarzkümmel und Senfkörner ohne Fett kurz rösten, abkühlen lassen und in einem Mörser fein zermahlen.
  2. Knoblauch abziehen, Ingwer schälen, beides fein würfeln und in Olivenöl andünsten, dann mit 1 El Wasser und übrigen Zutaten gut verrühren. Paste in ein Glas füllen und verschließen.

Zubereitungszeit ca. 20 Min.

Tipp: Mit Öl bedeckt und im Kühlschrank gelagert hält die Paste sich einige Wochen frisch.

Von Dirk Henkelmann