Alles über Bärlauch

Interview mit einem Bärlauch

Der kleine Grüne denkt groß und hilft, wo er kann. Respekt! Einer wie er darf sein Näschen ruhig ein bisschen höher tragen.

Gezeichneter Bund Bärlauch
Foto: Shutterstock

Marktplatz: Sie werden u. a. Hunds- oder Waldknoblauch, Bärenlauch, Hexenzwiebel, Zigeunerlauch, Ramsen oder auch Waldherre genannt. Welcher Name ist Ihnen lieber?
Bärlauch: Meine Freunde nennen mich Hotte, das kommt von Horst, meinem Vornamen. Als Nachnamen bevorzuge ich Bärlauch, sympathisiere aber ein wenig mit Hexenzwiebel. Das hat so was Mystisches.

Marktplatz: Herr Bärlauch, als echter Europäer sind Sie fast überall auf dem Kontinent zu Hause. Wo fühlen Sie sich am wohlsten?
Bärlauch: Unter Laubbäumen oder in Auwäldern. Da, wo es humusreichen, feuchten Boden gibt, am besten kalkhaltigen. Sollten Sie auf eine einzelstaatliche Antwort gewartet haben, muss ich Sie enttäuschen. Ein derartiges Denken lehne ich als kleinkariert ab. So denkt nicht mal Kohlrabi.

Marktplatz: Äh, ja, nein, also. Anderes Thema: Als Zwiebelgewächs sind Sie mit Schnittlauch, Knoblauch und Zwiebeln verwandt. Mit wem können Sie nicht?
Bärlauch: Ich kann mit jedem. Allerdings möchte ich erwähnen, dass man mich leicht mit Maiglöckchen und Herbstzeitlosen verwechselt. Das kann übel ausgehen, die sind giftig. Also bitte vor dem Pflücken kundig machen. Zumal ich teils unter Schutz stehe.

Marktplatz: Ihre Beliebtheit basiert auf Ihren gesundheitsfördernden Fähigkeiten. Welche sind das?Bärlauch: Im Mittelalter sagte man, ich würde Unheil abwehren. Auf welchen Unsinn die Menschen so kommen (kichert). Ich wirke mich aber positiv auf Verdauung, Atemwege, Leber, Galle, Darm und Magen aus. Das liegt vor allem an meinen ätherischen Ölen. Zudem bin ich gut für den Stoffwechsel, den Cholesterinspiegel, bei Bluthochdruck und Arteriosklerose. Ich finde, ich habe einen Doktortitel verdient.

Marktplatz: Gut, Dr. Bärlauch, kommen wir zum Essen: Für was empfehlen Sie sich?
Bärlauch: Ich bin toll als Gewürz, für Dips, Kräuterbutter und Pesto oder ganz allgemein als Gemüse in der Frühjahrsküche. In der Regel nutzt man dazu meine Blätter.

Marktplatz: Noch eine Bemerkung zum Abschluss?
Bärlauch: Ja, ich helfe auch bei Wurmbefall. Aber ich finde, das muss echt nicht sein.

Rezept für Bärlauchöl

Bärlauch-Öl in einer Glasflasche
Foto: Fotolia

Zutaten für 500 ml

  • 100 g frischer Bärlauch
  • 500 ml Olivenöl
  • außerdem: 0,7-l-Flasche mit Verschluss

Flasche mit kochendem Wasser ausspülen und trocknen. Bärlauch waschen, gut trocken schütteln, Stiele entfernen und Blätter in feine Streifen schneiden. 2 Bärlauch in die Flasche geben, mit Olivenöl auffüllen und mindestens 1–2 Tage durchziehen lassen.

Übrigens: Mit den Blättern ist das Öl im Kühlschrank bis zu 2 Wochen haltbar. Entfernen Sie diese nach 1–2 Tagen, können Sie das Öl 6–8 Wochen im Kühlschrank aufbewahren.

Schmeckt gut dazu: Nudeln mit getrockneten Tomaten und frisch geriebenem Parmesan. Das Öl lässt sich auch prima zum Marinieren von Fleisch und Gemüse verwenden oder als Salatdressing

Zubereitungszeit: ca. 10 Min.

Von Dirk Henkelmann