tegut... Mitarbeiter Cornelius Osthaus

Was machen Sie da, Cornelius Osthaus?

Der Marktinhaber vom tegut… Lädchen in Stockhausen über Nahversorgung, Inklusion und das große Glück auf dem Land.

Ein tegut Mitarbeiter posiert vor der Kamera, während er zwei Produkte in die Kamera hält.
Foto: Sylvi Schaffrath

„Ich kann hier das, was ich gelernt habe, mit der Hilfe für Menschen kombinieren.“

Jedes Jahr fuhr Cornelius Osthaus im Außendienst eines Konzerns mit dem Auto rund 150.000 Kilometer Strecke. Es musste vorangehen. Und nach oben auf der Karriereleiter. Lange her.Vor zwölf Jahren entschied sich der Einzelhandelskaufmann, Betriebswirt und Absolvent einer sozialpädagogischen Zusatzausbildung für einen Bruch. In Stockhausen, einem Ortsteil der osthessischen Gemeinde Herbstein, eröffnete er ein „tegut... Lädchen für alles“. Für zwei Jahre, „bis das hier läuft“, meinte er, danach würde er „weiterziehen“. Doch er blieb. Im Vogelsberg sorgt er seither mit seinem kleinen Markt – knapp 300 Quadratmeter, rund 3.500 Produkte – für die Nahversorgung der knapp 1.000 Ortsansässigen, bietet Postservice und nimmt Kleidung für eine Reinigung an. Drei seiner elf Mitarbeitenden, die Mehrzahl in Teilzeit, sind Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung.

Osthaus: „Ich kann hier das, was ich gelernt habe, mit der Hilfe für Menschen kombinieren. Das macht glücklich.“ Ziel ist es, wie in vielen anderen der 26 tegut... Lädchen, für Menschen mit Hilfebedarf „Arbeitsplätze zu schaffen“. Bei Osthaus sind sie voll im Einsatz: „Sie erledigen, bis auf die tägliche Abrechnung, eigentlich alles. Kundschaft beraten, einräumen, aufräumen, putzen und die Kasse.“ Ihnen widmet Osthaus rund „die Hälfte meiner Arbeitszeit“.

Träger des Lädchens ist die „Gemeinschaft Altenschlirf“, eine regionale Hilfsorganisation mit anthroposophischem Weltbild, die auch eine Gärtnerei, eine Landwirtschaft, eine Demeter-Bäckerei und eine Kerzenwerkstatt betreibt. 15 Prozent der Produkte im Lädchen kommen aus diesen Betrieben – Gemüse, Brot und Brötchen, „Altefelder Käse“ und handgezogene Bienenwachskerzen. So ist das Lädchen für viele Menschen von 8 bis 18 Uhr zum Mittelpunkt geworden. Bis zu 200 Kundinnen und Kunden zählt Osthaus täglich: „Hier ist fast immer Betrieb.“

Stillstand herrscht, ländliche Ruhe hin oder her, denn auch hier nicht. Osthaus baut im Frühjahr um, modernisiert, will alles „revitalisieren“ und die „Energieeffizienz erhöhen“. Denn es muss ja immerzu vorangehen.

 

Interview: Uly Foerster