Eine Frage des Respekts

Immer wieder bekommen wir Anfragen von Kunden, die wissen möchten, wie tegut… mit dem Thema Lebensmittelverschwendung umgeht. Um mehr Transparenz in diesem Bereich zu schaffen, wollen wir in diesem Artikel erklären, was mit Lebensmitteln passiert, die nicht verkauft werden, bevor sie das Mindesthaltbarkeitsdatum erreichen. Dazu haben wir den tegut… Markt in Lohfelden besucht. Seit seiner Eröffnung vor zehn Jahren arbeitet dieser Markt eng mit der Tafel in Kassel zusammen. Bei der täglichen Abholung bekommen wir einen Einblick, wie durch die Spenden Lebensmittel vor der Vernichtung gerettet werden:

Regalpflege beugt Lebensmittelverschwendung vor

Im Markt treffen wir die tegut… Kollegin Daniela Stell bei den Molkereiprodukten. Die gelernte Verkäuferin füllt gerade Regale auf. Dabei kontrolliert sie auch das Haltbarkeitsdatum auf der Ware genau. Nähert sich ein Produkt seinem Mindesthaltbarkeitsdatum, darf es reduziert werden, um die Chance zu erhöhen, dass es noch rechtzeitig verkauft wird. Dazu zieht Daniela Stell eine Rolle mit Aufklebern aus ihrer Tasche: „Wir haben die Möglichkeit, die Ware um 30, 50 und 75 Prozent zu reduzieren“, erklärt sie. Das System funktioniert gut: Die grell-orangen Reduziert-Aufkleber locken die Aufmerksamkeit der Kunden. Wer z.B. vor dem Wochenende gezielt die Augen danach offenhält, findet so das eine oder andere Schnäppchen. In manchen Märkten gibt es sogar einen Extra-Bereich indem die „MHD-Ware“ - angeboten wird, in der Regel stehen die Produkte aber ganz regulär weiter in den Regalen. Muss Ware abgeschrieben werden, kommt die Tafel in Spiel.

Täglich im Einsatz – die Ehrenamtlichen des Tafel e.V.

Die gemeinnützige Hilfsorganisation Tafel e.V. wurde 1993 in Berlin gegründet und existiert inzwischen in über 940 deutschen Städten. Ihr Ziel ist es, Lebensmittel, die im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verwendet und ansonsten vernichtet werden müssten, zu retten und an Bedürftige zu verteilen. Die Hauptarbeit erbringen bei der Tafel mehr als 60.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Einer davon ist Lothar Cholibois, der an diesem Tag den Bus der Kasseler Tafel routiniert vor die Laderampe des tegut… Marktes steuert. Seit zwei Jahren fährt der Rentner regelmäßig bei den Touren mit. Die Tafel in Kassel besitzt drei Fahrzeuge, von denen jedes täglich jeweils 25 Märkte und Abholstationen ansteuert. „Wenn wir fertig sind, ist der Wagen voll bis unters Dach“, berichtet Lothar Cholibois stolz, während er einen prüfenden Blick auf die Kisten mit der abgeschrieben Ware und dem Gemüse mit Schönheitsfehlern wirft, die Daniela Stell für ihn und seine Kollegen bereitgestellt hat.

Respekt vor den Menschen, den Lebensmitteln und der Umwelt

Auch für die Tafel gelten strenge Regeln: „Wir achten sehr darauf, dass die Ware, die wir verteilen, weder verdorben oder beschädigt ist“, erklärt er. 1,6 Millionen Menschen in Deutschland, davon rund 3000 in Kassel sind dringend auf die Unterstützung durch die Tafeln angewiesen. Der Großteil davon sind Menschen im erwerbsfähigen Alter, aber auch viele Senioren und Kinder gehören zu den Kunden der Tafel. Für sie hat Daniela Stell heute noch etwas Besonderes parat: Neben einer Kiste mit Marken-Babynahrung steht eine ganze Palette mit Weihnachtssüßigkeiten zur Abholung bereit: „Das ist Saisonware. Die muss jetzt raus, bevor das Ostergeschäft beginnt.“ Für die tegut… Mitarbeiterin liegen die Vorteile der Zusammenarbeit mit der Tafel klar auf der Hand: „Das hat etwas mit Respekt zu tun“, - Respekt vor den guten Produkten die wir im Markt anbieten, vor der Umwelt, die unter Müllbergen leidet und nicht zuletzt auch mit Respekt vor den Menschen, die sich keinen wöchentlichen Großeinkauf leisten können- „und es tut gut zu wissen, dass wir die Sachen nicht wegschmeißen müssen, sondern damit noch etwas Gutes tun.“ So wie im Markt in Lohfelden, läuft es in vielen tegut… Märkten im ganzen Einzugsgebiet: Wo eine Kooperation möglich ist, arbeiten wir seit vielen Jahren eng mit den Tafeln vor Ort zusammen, um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und Menschen zu helfen.

Und da diese Kooperationen für tegut… an erster Stelle stehen, haben sich andere Initiativen wie die App „to good to go“ bei uns bisher noch nicht durchsetzen können. In unserer Broschüre haben wir für Sie Tipps wie Sie Müll vermeiden können zusammengestellt.

Übrigens:


Was für die Produkte im Markt gilt, behält auch im heimischen Kühlschrank seine Gültigkeit: nicht jedes Produkt dessen Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist, muss zwangsläufig in der Tonne landen. Viele Lebensmittel können durchaus Tage bis Wochen nach dem MHD noch verzehrt werden, sofern sich Aussehen, Geruch und Geschmack nicht verändert haben. Um den Kunden hier mehr Sicherheit zu bieten und Verschwendung zu vermeiden, werden wir künftig unsere Eigenmarkenprodukte, die „oft länger gut“ sind entsprechend zu kennzeichnen. Besondere Vorsicht gilt jedoch bei leicht verderblichen Produkten wie z.B. Fleisch, Gemüse und Blatt-Salat-Mischungen. Diese werden mit einem Verbrauchsdatum gekennzeichnet und dürfen nach dessen Ablauf nicht mehr verzehrt werden.