Geflügelhof Häde

Ach du dickes Ei

„Ich wollt, ich wär ein Huhn“: Auf dem Hof der Hädes schlüpfen glückliche Hennen, scharren im Freiland, picken Öko-Futter – und legen leckere Bio-Eier.

Fabian Häde mit einem Huhn
Eine rundum „gluck“-liche Verbindung: Fabian Häde, 29, und das Federvieh | Foto: Gaby Gerster

Um 10:00 Uhr morgens machen die Hennen Feierabend. Die Eier sind gelegt, ihr Tagwerk ist getan. Jetzt widmen sich die braun und weiß gefiederten Damen dem Scharren und Picken, Fressen und Gackern. Mit ihren 36.000 Kehlen erfüllen sie die Hühnerfarm der Familie Häde mit emsig-entspanntem Pock-pock-pock. Abund an tut sich ein stolzes Kikeriki hervor. „Die paar Hähne halten wir zur Bespaßung unserer Hennen“, lacht Bio-Landwirt Fabian Häde und zwinkert in die Sonne über Nordosthessen.

Rund 280 Bio-Eier legt jede Henne auf dem Mustergeflügelhof jedes Jahr. Gemeinsam mit seinem Vater Leonhard führt der 29-jährige Fabian den Betrieb in vierter Generation. In den Wochen vor Ostern sind alle zwölf Ställe voll. Im Aufzuchtstall piepen die Küken, die im Januar geschlüpft sind. „Mit Wärme und Liebe ziehen wir sie 18 Wochen groß“, erzählt Leonhard Häde. Sein Sohn ergänzt schmunzelnd: „Wir reden viel mit den Küken, damit sie uns als Mutter anerkennen.“

Vor 90 Jahren setzte der Urgroßvater eine kleine Brutmaschine ein, um die ersten 150 Eier auszubrüten. Schon in den 70er Jahren dann, als Legehennen sonst in Käfige gepfercht, mit Tiermehl gefüttert wurden und unter Verbrauchern das Bewusstsein für ökologische Lebensmittel noch nicht erwacht war, stellte Familie Häde um auf Bio-Eier. Aus Prinzip sei bei ihnen einfach alles bio. Das Futter liefern Bauern aus der Region, die ihre Felder auch mit dem Mist der Häde’schen Hühner düngen.

Hühner sind wie übermütige Teenager.

Hafer, Weizen, Erbsen, Sonnenblumenkerne, Dinkel, Oregano, Muschelkalk und Kräuter werden dann selbst direkt vor Ort zusammengemischt. „Alles, was die Hennen picken, schmeckt man im Ei“, erklärt Leonhard Häde und greift in einen großen Haufen Weizen. Und woran erkennt der Verbraucher, ob das Ei bio ist? „Der Dotter muss hellgelb sein. Ist er dunkler, wurden Farbstoffe ins Futter gemischt.“ Beim Stempel auf den Eiern steht die erste Ziffer für das Haltungssystem: Eine Null bedeutet ökologische Erzeugung, eine Eins steht für Freilandhaltung. Der Häde-Hof hat schon mehrere Auszeichnungen für ökologisches Wirtschaften erhalten, seine „Sonneneier“ tragen u. a. das Naturland-Siegel und das EU-Bio-Siegel.

Die 25 Hektar große Hühnerfarm beschäftigt ein Dutzend Menschen sowie die gesamte Familie: Mutter, Schwester und Tante arbeiten in der Nudelproduktion und Verwaltung, Fabian Häde lebt als Einziger auf der Farm, in der ehemaligen Brüterei.

Hier grasen vor der Terrasse die kleine Schafsherde um Bock Emil und ein paar Ziegen. Die drei Schweine, die das Feld weiter unten umpflügen, kommen tatsächlich, wenn Fabian sie ruft. Daneben pickt eine Hennenherde unter Fotovoltaikanlagen. Der Boden ist knapp im hügeligen Waldhessen. Die Kollektoren auf dem Dach des größten Stalls sammeln Sonnenstrahlen. In der Freilauffläche spenden sie den Hennen Schutz und Schatten. Damit war auch der Markenname „Sonnenei“ gefunden.

Ausreichend Platz auf dem Hädeschen Öko-Hof

Vater und Sohn betreten einen der geduckten Ställe in Sonnengelb. Drinnen zerfleddern die Tiere munter Heuballen, bearbeiten mit ihren Schnäbeln einen der runden Wetzsteine. Die Hähne plustern sich auf. In einer Ecke haben sich zwei Tiere eine gemütliche Kuhle im Boden zurechtgemacht und nehmen ein ausgiebiges Staubbad. „Die Hühner sind wie übermütige Teenager: Wenn man ihnen nichts zur Beschäftigung gibt, kommen sie auf dumme Ideen“, lacht Häde Junior.

In einer abgedunkelten Nische legen die Tiere ihre Eier in Nester. „Sollten sie zumindest“, sagt Fabian Häde, um im selben Moment ein weißes Ei aus dem Stroh vom Stallboden zu klauben. Auf dem Häde’schen Öko-Hof leben nur rund ein Drittel so viele Hennen wie in den meisten konventionellen Betrieben. Sie haben im Stall, auf den überdachten Außenterrassen und den Wiesen ausreichend Platz, um ihrem Bewegungsdrang uneingeschränkt nachgehen zu können. „Stressfrei und ausgeglichen sind sie“, so Fabian.

Wie zum Beweis ist eine braune Henne auf seiner Schulter eingedöst, er betrachtet sie stolz: „Du hast wie alle deinen eigenen Charakter, Kleines.“ Mit einem „Dank dir, Süße“ packt er das Tier an den Füßen und reicht es kopfüber an seinen Vater weiter.

Dass der Sohn den Familienbetrieb weiterführt, war nicht selbstverständlich. Doch die Bio-Hennen sind für den Bio-Agrarmanager jetzt auch Lebensinhalt. Er rollt die Pulloverärmel hoch und zeigt seine tätowierten Handgelenke: links eine Henne, rechts ein Hahn. „Vieles, was ich über Hühner wissen muss, habe ich schon als Kind von meinem Vater mitbekommen.“ Vater Häde lächelt. Nachts, wenn Fabian mit Hütehund Wotan ein letztes Mal über die Farm läuft, alle Ställe checkt und die Futtersilos kontrolliert, horcht er genau hin: „Ich höre, wenn etwas im Stall nicht in Ordnung ist. Wenn die Herde aufgeregt oder krank ist.“ Aber eigentlich hört er immer nur zufriedenes Glucksen.

Sonnenei bei tegut…

Seit 2013 legen die Hühner des hessischen Mustergeflügelhofes Häde feinste „Sonneneier“ für die tegut… Bio Eigenmarke aus Hessen. In Ihrem tegut… Markt finden Sie 6-er- und 10-er-Packungen.

Von Manon Priebe