Wenn abends im tegut… die Lichter ausgehen, wird es still in den Gängen. Dafür umso lebhafter in den Regalen. Endlich können sich die Lebensmittel ungestört unterhalten. Zum Beispiel über das Leben und Überleben unter freiem Himmel.
Ein Gewitter zieht über den tegut… Markt. Ein gleißender Blitz erhellt kurz die Gänge und ein grollender Donner ertönt.
Das EI zuckt erschrocken zusammen und ruft: Hui, ist das laut! Da bekommt man es ja mit der Angst zu tun!
Das RADIESCHEN kichert: Kein Wunder, dass man euch Eier nach dem Kochen abschrecken soll – ihr scheint ja wirklich schreckhaft zu sein!
Der APFEL doziert: Das kommt davon, wenn man erst in ein gemütliches Nest gelegt und dann noch in einen Karton verpackt wird – das sorgt nicht gerade für Abhärtung!
Das EI zum APFEL: Meine Schale besteht zu mindestens 90 % aus Kalk – und ist damit definitiv viel härter als deine!
Der SALAT mischt sich ein: Was soll ich denn sagen, ich hab nicht mal eine Schale und bin auf dem Feld groß geworden. Die Sonnenuntergänge dort waren traumhaft – die Schnecken hingegen ganz und gar nicht.
Das RADIESCHEN: Also, der Bio-Landwirt, bei dem ich aufgewachsen bin, hat extra Hecken am Feldrand gepflanzt, als Unterschlupf für die Igel. Deren Leibspeise sind nämlich Schnecken!
Die TOMATE: Meiner war so clever und hat Schlupfwespen gegen Schädlinge eingesetzt.
Das EI ruft aufgeregt: Was? Schlumpfwespen? Sind die klein und blau?
Die TOMATE lacht: Nicht Schlumpf! Schlupfwespen! Klein sind die zwar, aber nicht blau. Sondern eher schwarzbraun. Und ich weiß nicht, ob Schlümpfe sooo nützlich sind – Schlupfwespen aber ganz sicher! Die legen nämlich ihre eigenen Eier in die Eier von Schädlingen oder in die Schädlinge selbst.
Das EI schockiert: Oh, das ist aber nicht sehr nett!
Die TOMATE: Aber dafür sehr nützlich gegen Blattläuse oder Raupen. Ich persönlich würde mich unserer Kundschaft nur sehr ungerne löchrig geknabbert präsentieren!
Der EMMENTALER: Also, so ein paar Löcher können auch ganz adrett aussehen …
Die GURKE meldet sich zu Wort: Es gibt aber auch echt üble Pilze, die uns Gurken schaden wollen – gegen die kann man dann als Bio-Landwirt oder -Landwirtin wiederum gute Pilze einsetzen.
Das EI: Insekten gegen Insekten und Pilze gegen Pilze! Das ist ja kaum zu glauben!
Der APFEL zum EI: Kannste aber glauben. Und besser als irgendwelche Pestizide ist es allemal.
Die TOMATE: Und das ist noch längst nicht alles, Bio-Schädlingsbekämpfung funktioniert nämlich auch mit Florfliegen, Spitzmäusen, Bakterien …
Die Aufzählung der TOMATE wird von einem lauten Donnern unterbrochen, woraufhin das EI erneut vor Schreck zusammenzuckt.
Das RADIESCHEN witzelt: Okay, fassen wir mal zusammen: Schädlinge schreckt man also mit ihresgleichen ab. Und Eier schreckt man entweder mit kaltem Wasser ab – oder mit einem kräftigen Donnern!
Da muss das EI kurz lachen. Und dann herrscht, abgesehen von ein paar leise aufs Dach prasselnden Regentropfen, wieder Stille im tegut… Markt.
