Essigsorten – Wissenswertes im Überblick

Essig, das älteste Würzmittel der Welt

Er gilt als ältestes Würzmittel der Welt: Essig. Aber welche Essigsorten gibt es eigentlich? Und welche Sorte bringt welche Eigenschaften mit? Wir bieten einen Überblick.

Essigsorten
Apfelessig hat viele Talente | Foto: Shutterstock

Eigenschaften von Essig: Mehr als nur ein Würzmittel

In der Küche ist Speiseessig mit seiner sanften Säure und seinem Aromenreichtum unverzichtbar. Neben klassischen Gewürzen sorgt er für den besonderen Kick zu Salaten, in Saucen, Desserts und Eintöpfen. Dank der Eigenschaften der Essigsäure ist er auch ideal zum Konservieren, edle Tropfen können als Aperitif getrunken werden.

Doch Essig kann noch mehr: Er soll die Gesundheit unterstützen und als Beautymittel pflegen können. Als Zusatz im Wasch- oder Badewasser soll Essig etwa die Durchblutung anregen und den natürlichen Säureschutzmantel fördern, als Spülung dem Haar Glanz und Geschmeidigkeit verleihen.

Und sogar zum Putzen kann er eingesetzt werden, ganz umweltfreundlich und schonend. Natürlich kommt da nicht jener aus dem Küchenregal zum Einsatz, der nur rund 5 Prozent Essigsäure hat, sondern Essigessenz mit etwa 25 Prozent. Mit diesem Konzentrat hat Haushaltsessig antibakterielle und antifungizide Wirkung, entfernt Kalkstein und öffnet verstopfte Abflüsse.

Essig – seit 6.000 Jahren bekannt

In unserer Kochkultur hat Essig seit tausenden von Jahren einen festen Platz, erste Spuren sind auf rund 6000 Jahre alten babylonischen Tongefäßen zu finden. Entstanden ist er einst ganz von allein, als der kleine Bruder des Weines: Der vergorene Traubentrank wurde nicht richtig verschlossen, eingedrungene Essigsäurebakterien ließen ihn fermentieren und sauer werden.

Auf die Balance von süß und sauer kommt es an.

Doch im Laufe der Zeit wandelte sich das Missgeschick zum Segen. Zum Beispiel gaben römische Soldaten einen Schuss Essig in ihr Wasser, um es überhaupt genießbar zu halten. Auch wenn bis ins 17. Jahrhundert niemand von Mikroorganismen wusste, die durch Essigsäure abgetötet werden – dass sich auch Lebensmittel mit Essig haltbar machen lassen, fand man schnell heraus.

So wird Essig hergestellt 

Natürlicher Essig entsteht durch einen Gärungsprozess. Die alkohol- oder zuckerhaltige Flüssigkeit, die dem Essig zugrunde liegt, wird durch Essigbakterien in Essig umgewandelt. Die verschiedenen Essigsorten werden nach ihrem Herstellungsverfahren und den dabei benutzten Grundprodukten unterschieden. So wird aus Bier Bieressig, aus Malzsud Malzessig, aus Wein Rot- oder Weißweinessig. Die Edelessige, die wir im Lebensmittelbereich konsumieren, entstammen meist diesem natürlichen Prozesses, alternativ wird Essig auch durch Verdünnung von Essigessenz hergestellt. Branntweinessig etwa wird synthetisch erzeugt.

Nur noch wenige Hersteller produzieren nach der traditionellen Methode, bei der die Fermentation natürlich einsetzt und monatelang dauert – ihre Anhänger schwören auf das besondere Aroma der handwerklich erzeugten Tropfen. Mit neueren Verfahren lässt sich die Produktion erheblich beschleunigen. Hochwertige Essigsorten lagern dann noch, wie Wein, eine Weile in Edelstahltanks oder Holzfässern, bis sie ihr volles Bouquet erreichen.

Essigsorten farben
In allen Farben: Essig ist sogar optisch ein Genuss. | Foto: iStock

Aromatisierter Essig – was ist das?

Alkoholessigen oder speziell Weinessigen werden teils nachträglich Aromen zugefügt: Durch die Zugabe von Kräutern und Gewürzen erhält aromatisierter Essig eine ganz besondere Geschmacksnote. Er eignet sich beispielsweise zum Marinieren von Fisch und Fleisch, für Gemüsegerichte, aber auch Desserts.

Der König unter den Essigen

Für Aceto Balsamico Tradizionale di Modena wird der Most aus den weißen Trebbiano-Trauben eingekocht, der Essig schließlich reift dann mindestens zwölf Jahre in Fässern, nacheinander in verschiedenen Holzsorten, dabei verdunstet das meiste – höchstens 20 Prozent bleiben übrig.

Dieser edle, sirupartige Tropfen kostet dann schon mal hundert Euro für 100 ml. Fehlt der Zusatz „traditionale“, hat der Balsamessig ein zügigeres Verfahren durchlaufen und gewinnt Farbe und Süße mitunter durch etwas eingedickten Traubensaft und Zuckerkulör – auf Mozzarella-Tomaten schmeckt er trotzdem lecker.

Schnellcheck: Welche Essigsorten gibt es

Es gibt zahlreiche Essigsorten – wie etwa Weinessig, Obstessig, Honigessig, Bieressig, Reisessig oder Malzessig. Jeder Essig hat eigene Eigenschaften. Manchen Essigsorten werden auch nachträglich Kräuter, Blüten oder Gewürze zugegeben, um ein besonderes Aroma zu erzeugen. Das kleine ABC der Essigsorten:

Balsamico

Balsamessig (auch Balsamico oder Aceto Balsamico) ist der süße Star unter den Essigsorten – fruchtig und nicht zu sauer. Hergestellt wird er aus Essig und Fruchtmost, das macht ihn häufig auch etwas dickflüssiger. In der Küche: Er sorgt für eine besondere Note in Salaten, zu Obst wie Erdbeeren, in Saucen und in Desserts.

Bieressig & Malzessig

Bieressig und Malzessig haben jeweils ein ganz eigenes charakteristisches Aroma. Während Bieressig malzig und würzig schmeckt, schwingt bei Malzessig noch eine zitronige und süße Note mit. In der Küche: Beide Essigsorten eignen sich für herzhafte Gerichte, dunkles Fleisch, Marinaden und als Zutat in Chutneys.

Branntweinessig

Branntweinessig ist vergleichsweise günstig und wird aus Branntwein oder heute auch synthetisch hergestellt. In der Küche: Er sollte nur sparsam eingesetzt werden, da er eine ausgeprägte Säure hat. Branntweinessig ist mit seiner Konzentration perfekt geeignet zum Konservieren von Gemüse. Infos rund um das Thema finden Sie in unserem Artikel „Lebensmittel haltbar machen“.

Kräuteressig

Kräuteressig basiert nicht auf Thymian, Basilikum und Co. – die Kräuter werden den normalen Essigen erst nachträglich zugefügt. In der Küche: Kräuteressig eignet sich besonders für Gerichte, denen mehr Pep verliehen werden soll – etwa Gurkensalat, Gemüsepfannen, aber auch Fischgerichten.

Obstessig

Obstessig gibt es heute in allen möglichen Geschmacksrichtungen, er wird aus der namensgebenden Frucht gewonnen: Wie unter anderem Himbeeressig, Brombeeressig, Birnenessig, Bananenessig, Quittenessig oder Apfelessig, der als Naturheilmittel gilt und besonders beliebt ist. In der Küche: Obstessig verleiht Desserts, Saucen, Salaten eine fruchtig-frische Note.

Reisessig

Reisessig wird nach traditioneller Art aus japanischem Reis (urumai) hergestellt. Er ist milder als heimische Essigsorten und enthält weniger Säure. In der Küche: Reisessig kann zum Würzen und Verfeinern von Reisgerichten genutzt werden, für Sushireis, Wok-Gerichte, Saucen und zum Marinieren von Fisch und Fleisch. Alle Informationen rund um Reis finden Sie in unserem Beitrag über Reissorten.

Weinessig

Weinessig gibt es als Rotweinessig und als Weißweinessig, Letzterer hat einen geringeren Säuregehalt. Mit seiner feinen Würze ist Weinessig ein Allroundstar in der Küche, beim Einkaufen sollte auf die Güteklasse geachtet werden. Sie kennzeichnet die Qualität des verwendeten Weins. Übrigens: Weinessig enthält mehr Alkohol als andere Essigsorten – maximal 1,5 %. In der Küche: Weißweinessig passt ideal zu hellen Salaten, Saucen, Gemüse. Rotweinessig harmoniert mit Wildgerichten und herb-bitteren Salatsorten.

Weißer und roter Weinessig

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Essigsorten bei tegut...

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Essig als Getränk

Sie sind nicht nur ideal zum Würzen und Verfeinern von Speisen – manche Essigsorten bieten sich auch zum Trinken an.

Essig als Aperitif

Milder Fruchtessig oder auch Blütenessig kann als Trinkessig oder Aperitif genossen werden. Vor dem Essen sollen die Eigenschaften des Essigs den Appetit anregen, nach dem Essen die Verdauung fördern. Wichtig ist: Die Essigsorte sollte möglichst edel sein und lange gelagert und dadurch einen feinen Geschmack entwickelt haben.

Essig als Sommerdrink

Gerade im Sommer ist Essig ideal, um etwa Mineralwasser aufzupimpen. Dafür einfach einen Schuss naturtrüben Bio-Apfelessig dazugeben. Auch als Zutat in Cocktails wird Essig immer beliebter.

Kräuteressig selber machen

So können Sie Kräuteressig ganz einfach selbst machen: Ca. 150 g frische Kräuter wie Estragon, Salbei, Rosmarin oder Thymian waschen, gut trocknen, in ein Glasgefäß geben und mit 1 l Weinessig bedecken. Mind. 10 Tage ziehen lassen, dann abseihen oder die verbrauchte Menge jeweils mit Weinessig wieder auffüllen.

FAQS ZUM THEMA ESSIG

Je nach Essigsorte ist die Farbe unterschiedlich – von fast durchsichtig bis hin zu Rot oder Braun.

Viele Essigsorten haben eine ganz besondere Note. Aber grundsätzlich gilt: Mit seinen Eigenschaften passt hellerer Essig auch zu hellen und eher leichten Speisen – als Zutat in Suppen, zum Würzen von Blattsalaten, zum Verfeinern von Saucen. Dunkler Essig harmoniert mit kräftigeren Geschmacksnoten wie dunklem Fleisch, würzigen Eintöpfen oder bitteren Salaten. Süße Sorten passen perfekt zu Desserts.

Essig ist immer Naturprodukt, das durch den Gärungsprozess entstanden ist. Anders ist das, wenn er den Zusatz „Essig aus Essigessenz“ oder „Essig aus Essigsäure“ enthält. Das spricht für ein synthetisches Herstellungsverfahren.

Von Angela Oelckers