Intervallfasten

Stunden zählen statt Kalorien

Intervallfasten gilt derzeit als einer der wichtigsten Ernährungstrends. Was ist dran? Und vor allen Dingen: Was bringt es wirklich?

Intervallfasten

Fasten war schon im alten Ägypten bekannt. Jahrtausende spielte es in fast allen Religionen eine Rolle, meist als Reinigungsritual für Körper und Seele. Heute in unserer Überflussgesellschaft feiert das Fasten ein erstaunliches Comeback: als geeignete Methode, um abzunehmen und das Gewicht dann dauerhaft zu halten. Intervallfasten heißt das Zauberwort. Sogar vor Krankheiten soll es schützen. Doch was ist dran am Hype um das Fasten mit Blick auf die Uhr?

Beim Intervallfasten sagt der Blick auf die Uhr, wann gegessen werden darf – und wann nicht.

Zunächst einmal unterscheidet es sich deutlich vom traditionellen Fasten, mit dem sich etwa die Christen auf das Osterfest vorbereitet haben. Die Fastenzeit begann am Aschermittwoch und endete am Karsamstag, nach 46 Tagen. Beim Intervallfasten geht es nur um einen vorübergehenden Verzicht – begrenzt auf Stunden oder wenige Tage. Beim alternierenden Fasten etwa isst man einen Tag ganz normal und verzichtet dafür am folgenden Tag fast vollständig auf Nahrung. Bei der 5:2-Diät gibt es pro Woche lediglich zwei solcher Fastentage. Und bei der populären 16:8-Methode dürfen Abnehmwillige acht Stunden lang ganz normal schlemmen und lassen dafür danach 16 Stunden lang alle Kalorien weg. Die Mahlzeiten finden ausschließlich zwischen 12 und 20 Uhr oder 13 und 21 Uhr statt.

„Mit vollem Magen lässt sich leicht vom Fasten reden.“

Hieronymus (347-420)

Der Vorteil gegenüber Diäten besteht in der unterschiedlichen Wirkung auf den Stoffwechsel. Bei dauerhaft eingeschränkter Kalorienzufuhr reagiert der Körper, indem er den Verbrauch ebenfalls dauerhaft senkt. Wer anschließend zu normaler Ernährung zurückkehrt, nimmt daher gleich wieder zu – der berüchtigte Jo-Jo-Effekt tritt ein. Beim vorübergehenden Fasten mit begrenztem Energie- und Kohlenhydratanteil schaltet der Körper eher auf Fettverbrennung um.

Der Körper würde gern der Seele das Fasten überlassen. 

Irisches Sprichwort

Studien belegen Wirksamkeit des Intervallfastens

Eine Studie aus Graz belegt die Wirksamkeit des Intervallfastens: Schon nach vier Wochen sank der Anteil des besonders gefährlichen Bauchfettes bei den Probanden, die jeden zweiten Tag einen Fastentag einlegten. Sie verloren in dieser Zeit im Schnitt 3,5 Kilo Körpergewicht, gleichzeitig sank ihr Cholsesterinspiegel. Diese positiven Effekte auf die Gesundheit zeigen sich auch nach sechs Monaten.

Voraussetzungen beim Intervallfasten

Doch was ist beim Intervallfasten zu berücksichtigen? Klar ist: In den Phasen der Nahrungsaufnahme sollte man nicht mehr essen als gewohnt, wichtig ist auch hier eine ausgewogene Ernährung. Zwischen den Mahlzeiten sollten Pausen von mindestens vier Stunden liegen. Und Trinken ist auch während der Fastenphase unverzichtbar – allerdings nur kalorienfreie Getränke wie Wasser oder ungesüßten Tee. Bevor der Körper sich an den neuen Rhythmus gewöhnt hat, ist es sinnvoll, körperliche Belastungen zu vermeiden. Bei Vorerkrankungen, Stoffwechselstörungen oder hohem Lebensalter ist es eher ungeeignet, das Gleiche gilt für Schwangerschaft und Stillzeit. Ob das Intervallfasten zum gewünschten Erfolg führt, hängt wie sie so oft – vom individuellen Verhalten und der eigenen Disziplin ab. Gegenüber den meisten anderen Abnehmmethoden gibt es auf jeden Fall einen Vorteil: Ein großer Teil der täglichen Fastenphase wird verschlafen.

Von Bruntje Thielke